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Child wearing a backpack ready for the first day of kindergarten

© Getty Images/iStockphoto/nicoletaionescu

Viel hilft viel... : ...mit dem richtigen Ziel

Geld für Bildung: Das galt als progressiv. Geld für Familien: Das galt als konservativ. Aktuell scheinen sich die Vorzeichen verkehrt zu haben. 

Von Caroline Fetscher

Als der Bundestag im November 2012 mit schwarz-gelber Mehrheit das Betreuungsgeld beschloss, stand fest: Wer auch immer Kinder unter drei Jahren betreute, würde das Geld erhalten.

Die Opposition nannte es - naserümpfend bis entsetzt - „Herdprämie“. Geld für Eltern, Mütter, Familien, das kritisierten Sozialdemokraten und Grüne als populistisches Geschenk. Dahinter steckte das Bild der Mutti mit Schürze in der Küche.

Nicht für Familien, die Kinder zuhause betreuen sollten Summen fließen, sondern für öffentliche Einrichtungen.

Das Investieren in Bildung war ein zentrales, ein elementares Anliegen progressiver Politik und sozialer Kultur. Chancengerechtigkeit, die Kompensation sozialer Unwucht entsteht da, wo Kinder jenseits ihrer Herkunftsmilieus eine solide Grundlage an Wissen und Kompetenzen erhalten.  

Kritisiert wurde auch die mickrige Summe, hundert Euro im Monat. Edmund Stoiber (CSU), hatte im Wahlkampf sogar einmal ein „Familiengeld“ von 600 Euro pro Kind unter drei gefordert, ganz gleich, ob dahoam betreut oder nicht.

Das Betreuungsgeld galt als bildungspolitische Katastrophe, es verringere  zudem, durch Almosen statt Jobs, den Zugang von Frauen zu Erwerbstätigkeit und Rentenanspruch.   

Heute scheinen die politischen Vorzeichen der Debatte vertauscht. Rotgrüne Politik drängt darauf, Familien und alleinerziehenden Elternteilen mit geringen Einkommen Milliarden durch einen „Kinderzuschlag“ im Rahmen der Kindergrundsicherung zu bescheren.

Liberale und Union hingegen wollen den Bildungssektor stärken und mehr Bürgerinnen und Bürger in Lohn und Brot wissen, anstatt am Transfertropf.

Dem rotgrünen Konzept geht es laut Familienministerium darum „Armutsrisiken zu verringern und allen Kindern die gleichen Start- und Entwicklungschancen zu eröffnen.“

Nicht nur Lehrkräfte an Brennpunktschulen raufen sich die Haare. Denn rar sind die Eltern in Armut, die über das soziale und kulturelle Kapital verfügen, die Bildungschancen ihrer Kinder zu fördern.

Ausweg aus dem Paradox: Der Schwenk von Liberalen und Konservativen bietet gerade jetzt die Chance, der Bildungsgerechtigkeit einen entscheidenden Schub zu verleihen.   

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