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Talkprogramm "On Transmission": Margarethe von Trotta und Ina Weisse auf der Berlinale

Margarethe von Trotta trifft im Talkprogramm "On Transmission" auf Regisseurin Ina Weisse.

So mancher Kritiker schrieb sich vor Empörung über die Frauen in Margarethe von Trottas Film „Heller Wahn“ die Finger wund. In arroganter Macho-Manier verglich einer die Schauspielerin Angela Winkler mit einem verkeilten Gepäckständer und ihre Partnerin Hanna Schygulla mit einer rostigen Fahrradklingel.

Heute erinnert sich die Regisseurin, dass der Schreiber einen roten Kopf bekam, als sie ihn Jahre später bei einem Interview darauf ansprach.

Die Lacher, die Margarethes von Trottas Anekdote beim Berlinale Sonderprogramms „On Transmission“ auslösen, sprechen für die entspannte Stimmung im voll besetzten großen Saal der Akademie der Künste, wo die Veranstaltung am Sonntag stattfand.

Präsentiert wurde eine frisch restaurierte Fassung von „Heller Wahn“ und von Trotta hatte ihre jüngere Kollegin Ina Weisse zum Gespräch über Gemeinsamkeiten und Unterschiede eingeladen.

Als Partnerfilm im Double-Feature-Programm hat Margarethe von Trotta Ina Weisses Erstling „Der Architekt“ (2008) vorgeschlagen. Warum? Weil dieses, im Anschluss vorgeführte Psychodrama um eine in Lebenslügen verstrickte Familie unmittelbar den Einfluss des großen Paten Ingmar Bergman auf das Werk der beiden anschaulich mache.

Freude am Spielen

Tarkowski, das waren die Filme ihrer Mutter, erzählt Ina Weisse. Bergman-Filme, Truffaut-Filme und Trottas „Die bleierne Zeit“ waren ihre Schlüsselerlebnisse, als sie Ende der 1970er Jahre ins Kino zu gehen begann. „Heller Wahn“, eine Geschichte um Frauenfreundschaft und Selbstverwirklichung, wurde Anfang der 1980er Jahre als Kehrtwende in melodramatische Innerlichkeit abgelehnt.

Solch eindimensionale Zuschreibungen, was einen Film politisch mache, lehnen beide Regisseurinnen unisono ab. Familie, meint Ina Weisse, sei die kleinste soziale Einheit einer Gesellschaft und daher immer ein Thema.

Knapp dreißig Jahre nach den harschen Verrissen zu „Heller Wahn“, die Trottas Freundschaftsgeschichte zwischen zwei ungleich toughen Frauen aus dem Intellektuellenmilieu kassierte, haben sich die Verhältnisse verändert. Zwar bleibt Margarethe von Trotta weiter skeptisch, ob nicht wieder ein Backlash drohe, aber die große Zahl der Berlinale-Beiträge von Regisseurinnen stimmen sie optimistisch.

Ina Weisse merkt an, wie wichtig die Unterstützung durch Produzenten und Produzentinnen ist, damit die mehrjährigen Warteschleifen bis zur Realisierung eines Projektes überwunden werden.

Beide begannen als Schauspielerinnen, Margarethe von Trotta gab die Profession in den 1970ern jedoch frustriert auf, weil sie nicht auf Augenhöhe behandelt wurde, während Ina Weisse aus Freude am Spielen immer wieder Rollen annimmt und dabei den gleichen Respekt einfordert, den sie ihren Schauspielern beim Drehen zuerkennt.

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