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Songwen Sun-Von Berg: "Aussicht", 2016, Tusche auf Papier,

© Songwen Sun-Von Berg

KUNST Stücke: Stoffliches

Seit zehn Jahren zeigt Brigitte Stamm in ihrer Galerie Kunst und Design. Zum Jubiläum sind die zarten Zeichnungen von Songwen Sun-Von Berg zu sehen

Für Brigitte Stamm sind die Übergänge zwischen Kunst und Kleidung fließend. Das war während ihrer Zeit als Professorin für Modedesign in Hamburg so – und ist es auch jetzt in Berlin, wo sie vor zehn Jahren die Galerie für Junge Künstler und Designer gegründet hat. Auch die meisten ihrer Ausstellungen folgen diesem Credo: Stamm nagelte Entwürfe von Stefanie Hendl an die Wand, die plakativ farbigen Installationen von Guillermo Aguilar Huerta rückte sie mitten in den Weg. Kunst kann den Raum kleiden, liest man daraus, Kleidung zum abstrakten Zeichen werden. Und die Berliner Künstlerin Jenny Keuter steht mit ihren Fadenverspannungen, die hier im Sommer 2015 zu sehen waren und sich ebenso als Schnittmuster wie geometrische Raumzeichnung lesen ließen, ohnehin mittendrin.

Mit Songwen Sun-Von Berg stellt die Galerie (Grunewaldstraße 15, bis 4.6.) aktuell eine ihrer klassischen Positionen aus. Die überwiegend mit schwarzer Tusche gefertigten Zeichnungen leben vom Rhythmus der Linie, ihrer Verdichtung und Konzentration zu assoziativen Motiven. So wachsen Berge und Bäume auf den hauchdünnen Papieren, löst sich Gestein und rollt lautlos herab. Der kalligrafische Duktus der Arbeiten erinnert an die chinesischen Wurzeln der Künstlerin, die pflanzlichen wie ornamentalen Motive huldigen einer universalen Ästhetik. 46 Arbeiten passen in den kleinen, ganz in Weiß gehaltenen, wie schwebend wirkenden Raum von gerade einmal 20 Quadratmetern. Und jede möchte gelesen werden.

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