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Christian Spuck plant in der kommenden Spielzeit 2023/24 vier Uraufführungen mit der größten Ballettkompanie des Landes.

© picture alliance/dpa/Paul Zinken

Staatsballett Berlin: Neuer Intendant Christian Spuck präsentiert sein Programm

In der Spielzeit 2023/24 stehen vier Uraufführungen im Plan. Spuck legt den Fokus auf das Zeitgenössische.

Mit einem deutlich akzentuiertem Programm präsentiert sich der künftige Intendant des Staatsballetts Berlin. Christian Spuck, der die Compagnie zur Spielzeit 2023/24 übernimmt, legt den Fokus auf das Zeitgenössische. Das klassische Ballett bleibt mit zwei älteren Choreografien, „Dornröschen“ und „Giselle“ auf dem Spielplan.

Nach mehreren Anläufen in der Vergangenheit könnte das Staatsballett nun endlich die Wirkung und Strahlkraft entfalten, die man von einer hauptstädtischen Institution erwarten darf. Sasha Waltz und Johannes Öhman hatten vor drei Jahren die Leitung der Compagnie vorzeitig abgegeben. Seitdem führte Christiane Theobald das Staatsballett kommissarisch durch schwierige Zeiten. Christian Spuck dankte ihr auf seiner Pressekonferenz für die offene Aufnahme und den freundlichen Übergang; das sei nicht selbstverständlich.

Fokus auf das Zeitgenössische

Der 53-jährige Choreograf bekam seine tänzerische Ausbildung in der John Cranko Schule in Stuttgart. Danach ging er zur Needcompany und zu Anna Teresa de Keersmaeker nach Belgien, um nach dieser experimentellen Phase wieder zum Ballett nach Stuttgart zurückzukehren. Er war dort Hauschoreograf, arbeitete darüber hinaus für internationale Ensembles und leitete seit 2012 das Ballett in Zürich. In letzter Zeit hat er auch Opern inszeniert. Jetzt aber will er sich ganz auf die Arbeit mit Staatsballett Berlin konzentrieren, das er sich als „Inspirationsquelle und Startpunkt neuer Werke“ wünscht.

Vier Uraufführungen sind für die erste Spielzeit avisiert. Zum Auftakt zeigt Spuck „Bovary“, ein Stück über weibliche Selbstbestimmung nach dem Roman von Gustave Flaubert (ab 20. Oktober). Im Dezember folgt ein Abend unter dem Titel „2 Chapters Love“ mit Stücken von Sol Léon und Sharon Eyal. Dass William Forsythe nächstes Jahr nach Berlin kommt, um mit dem neu formierten Ensemble drei seiner Choreografien einzustudieren, ist eine kleine Sensation.

William Forsythe in Berlin

Wie man überhaupt sagen muss, dass der zeitgenössische Tanz auf dieser Ebene in Berlin bisher keinen guten Stand hat. Große Compagnien waren hier beim „Tanz im August“ oder den Berliner Festspielen kaum zu sehen. Es scheint sich etwas zu ändern. Es ist auch ein Zeichen, dass der spanische Choreograf Marcos Morau als Artist in Residence zum Staatsballett kommt. Morau arbeitet an der einer Neuproduktion mit dem Titel „Ouverture“, die vierte Uraufführung der kommenden Saison. Spielorte sind die Deutsche Oper und die Staatsoper Unter den Linden. Die Komische Oper zieht bekanntlich ins Schiller Theater um, dort wird das Staatsballett erst einmal nicht auftreten.

Für den Neustart hat Christian Spuck 22 neue Tänzerinnen und Tänzer engagiert, 21 Ensemblemitglieder sind gegangen. In der Tischlerei der Deutschen Oper werden die Tänzer Gelegenheit haben, eigene Choreografien zu zeigen. Das läuft unter dem Motto „Next Generation“. Weitergeführt wird das Education-Programm „Tanz ist Klasse“ für Familien und Schulkassen. Das Staatsballett hat damit in den vergangenen Jahren 50 000 Kinder erreicht.

22 neue Tänzerinnen und Tänzer

Aus Zürich bringt Spuck seine Choreografie zu Verdis „Messa da Requiem“ mit. Die Premiere ist noch in dieser Spielzeit, am 14. April. Im Juli 2024 soll dann der 20. Geburtstag des Staatsballetts Berlin mit einer Gala gefeiert werden. Bis dahin wird man schon gesehen haben, wohin die Sache läuft, welchen Stil die neue Intendanz prägt.

Christian Spuck bittet sich mit gutem Recht Zeit aus, um die große Aufgabe zu bewältigen. Großer Tanz in Berlin, Berlin als Tanzstadt – das war oft eine Mischung aus Wunschtraum, Selbstüberschätzung und kulturpolitischen Fehlentscheidungen. Synergien mit der vielfältigen Off-Szene schließt Spuck nicht aus. Aber er verspricht jetzt auch nicht zu viel. Die Chancen für den Neuen sind gut. Denn das Ballettpublikum hat nach der Pandemie den Weg zurück gefunden. Der Ticketvorverkauf für die nächste Spielzeit beginnt am 24. April.

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