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Unheroisches Menschenbild. Ein Spätwerk von Stötzer, aufgenommen 2008.

© picture-alliance/ ZB

Bildhauer Werner Stötzer gestorben: Spätklassizist

Schadow, Giacometti und Moore waren seine Vorbilder - Zum Tod des Bildhauers Werner Stötzer

Er hat Steine genommen, so wie sie waren, unverfälscht. Und er hat Menschen aus ihnen geformt, authentisch und unprätentiös. So, wie er sie sah. Werner Stötzer galt als einer der bedeutendsten ostdeutschen Bildhauer der Gegenwart. Wie seine Galerie bestätigte, ist der Künstler am Donnerstag nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 79 Jahren in Altlangsow im Landkreis Märkisch-Oderland gestorben.

Stötzer, 1931 im thüringischen Sonneberg geboren, folgte mit seinen Arbeiten der Doktrin des sozialistischen Realismus, machte sich aber nie zum Propagandisten. In die SED trat er nicht ein, und weil sein Menschenbild eher unheroisch ausfiel, musste er sich wie sein Künstlerkollege Harald Metzkes dem Vorwurf des „Formalismus“ stellen. Nach einer Ausbildung zum Keramikmodelleur studierte er an den Kunsthochschulen in Weimar und Dresden sowie, von 1954 bis 58, an der Akademie der Künste in (Ost-)Berlin.

Der preußische Klassizist Schadow gehörte zu seinen Hausgöttern, aber auch Giacometti oder Henry Moore waren Vorbilder. An der Figuration der Vorkriegsmoderne hielt Stötzer fest, sein Credo lautete: „Die Figur muss die Wirklichkeit hervorbringen.“ Seine Arbeit mit dem Meißel – die forcierte Zerstörung – verstand er nicht als Vernichtung. 1956 entstand der „Sitzende Junge“, in Bronze gegossen. Ein nackter Träumer mit zum Himmel gerichteten Blick, der heute in der Erich-Weinert-Straße im Prenzlauer Berg hockt. 1961 schuf Stötzer den „Lesenden Arbeiter“, ebenfalls eine Bronze, für den Hof der Berliner Staatsbibliothek Unter den Linden. Und 1985 meißelte er sein Marmorrelief „Alte Welt“, für das Marx-Engels-Forum, bevölkert mit michelangeloesken Muskelmenschen. Seit 1991 zeigte Doris Leo die Werke von Werner Stötzer in ihrer Galerie Leo.Coppi. Er sei ein „herzlicher Mensch“ gewesen, dessen Anekdoten man „stundenlang zuhören konnte“, sagt sie.

Anja Brandt

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