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Blick auf das Tal der Gefallenen nahe Madrid, der Gedenkstätte zu Ehren der Gefallenen der faschistischen Truppen Francos im Spanischen Bürgerkrieg. Auch Ex-Diktator Francisco Franco ist hier beigesetzt.

© picture alliance / dpa

Spanien: Bürgerkrieg in Büchern

Was gibt es in einer Buchhandlung in Madrid über Bürgerkrieg und das Franco-Regime lesen? Auf der Suche nach Aufklärung.

In der Einkaufszone von Madrid liegt, einer Filiale der führenden Kaufhauskette benachbart, eine große Buchhandlung. Spontan der Gedanke, einmal nachzusehen, wie das Angebot zum Thema des Spanischen Bürgerkriegs beschaffen ist. Der tobte vor 80 Jahren, doch ist er nie so ganz zu Ende gegangen. Jedenfalls überrascht es nicht, von dem freundlichen Buchhändler, der erkennbar erst nach dem Tod des siegreichen Diktators Ende 1975 geboren wurde, sogleich die Auskunft zu erhalten, dass der Bürgerkrieg nach wie vor „zwischen Links und Rechts umstritten“ sei, ja nicht einmal die Bezeichnung als Bürgerkrieg sei einhellig. Seiner Ansicht nach habe es sich schließlich um einen Kriegszug des vollausgerüsteten Militärs gegen die rechtmäßige Republik gehandelt.

Das dürfte zumindest unter Historikern unumstritten sein. Die Putschisten bekämpften eine schlecht bewaffnete, kaum ausgebildete Bürgerwehr, und sie taten es unter Missachtung auch nur der geringsten Regeln des Völkerrechts. Man kann, man muss von einer entfesselten Soldateska sprechen, ohne darum die Verbrechen der schon zu Kriegsbeginn radikalisierten Truppen der Republik und ihrer verschiedensten Helfer zu übersehen.

Der tiefe Graben, der die spanische Gesellschaft lange vor dem Putsch des 17. Juli 1936 teilte, ist noch immer sichtbar, auch in dieser Buchhandlung im lesefreudigen Madrid, in dem die durch die Sprache geeinten Literaturen der hispanischen Welt zusammenfinden. Nein, viele Neuerscheinungen zum Bürgerkrieg gibt es nicht, sagt der Buchhändler, der dem seine Sprachunkunde freimütig eingestehenden Interessenten ein ums andere Buch aus dem wohlgeordneten Bestand vorlegt. Wissenschaft ist ein fortwährender Prozess, ihr ist das Hecheln nach Jubiläumsdaten mindestens suspekt.

Bürgerkrieg und Franco-Zeit für Jugendliche

Als Frucht eingehender Archivstudien liegt eine umfangreiche Darstellung der Wahlen vom 16. Februar 1936 vor, die zur Bildung der sogenannten Volksfront führten, und bei der es offenbar weit weniger regelgerecht zuging, als die Verteidiger der Republik zu ihren Gunsten stets geltend machen. Das rechtfertigt keinen Putsch und noch weniger die abstoßenden Grausamkeiten, die den Vormarsch der Franquisten säumen und von denen Bücher berichten, deren Abbildungsteile aus zeitgenössischen Schwarz-Weiß-Aufnahmen das furchtbare Geschehen ahnen lassen. Es gibt einen mehrbändigen Atlas zum Kriegsverlauf und den militärischen Operationen, unter die auch der Luftangriff auf die baskische Traditionsstadt Gernika fällt, den Hitlers und Mussolinis Hilfstruppen als Übung in Terror anlegten. Und es gibt ein Buch, das Bürgerkrieg und Franco-Zeit jugendlichen Lesern in Text und Zeichnungen erklärt. Wie eine Erzählung aus fernen Zeiten.

Der neugierige Besucher verabschiedet sich schließlich – so beeindruckt wie nachdenklich ob der nie abzuschließenden Aufgabe, Geschichte zu begreifen und ihr einen Sinn zuzuschreiben, der über den bloßen Schrecken hinausweist.

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