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Familienaufstellung. Die Berger-Böttcher-Königs (v. l. Herbst, Peters, Dohnányi, Berben, Uhse, Fitz) in trauter Harmonie.

© Jürgen Olczyk/Constantin Film Verleih/dpa

Sönke Wortmanns „Der Nachname“: Urlaub in der Casa de Ballaballa

Heirat, Leihmutterschaft und Erbstreitigkeiten. Sönke Wortmanns Salonkomödie „Der Nachname“ macht da weiter, wo „Der Vorname“ aufgehört hat.


Bei Sönke Wortmann geht es wie's Brezelbacken mit den Unterhaltungsstoffen. Im April startete seine Schulkomödie „Eingeschlossene Gesellschaft“, letztes Jahr der Rassismus-Schlagabtausch „Contra“ und 2018 die Gesellschaftssatire „Der Vorname“, die jetzt mit „Der Nachname“ fortgesetzt wird. Um nur die letzten Titel zu nennen.

Wenn das so weiter geht, avanciert der Bergmannssohn zu Deutschlands führendem Seelenhygieniker. Als emsiger Handwerker des Filmgeschäfts, der nicht ruht noch rastet, bis jede Spitze im Fleisch der saturierten liberalen Gesellschaft einmal umgedreht und in Kinotickets verwandelt ist. Und anders als bei „Contra“ und „Der Vorname“ gab es für das Sequel noch nicht mal eine französische Vorlage.

Die Story hat sich Wortmanns Drehbuchautor Claudius Pläging diesmal ganz allein ausgedacht. Natürlich befeuert von den 1,2 Millionen Kinobesuchern des Vorgängers, Constantin Film und einem in der Pandemie auf Dauerbeschäftigung schielenden Allstar-Cast. Und – um es mal nett zu sagen – eine Yasmina Reza des filmischen Boulevardfachs ist an Pläging nicht verloren gegangen. Was soll der Mann auch machen? Die Lage ist unübersichtlich, die Laune trüb. Die reicht die eskapistische Energie gerade mal für Wortmann-Komödien.

Althippie-Mutter Dorothea (Iris Berben), die beim „Vornamen“ darüber aus dem Häuschen geriet, dass Sohn Thomas (Florian David Fitz) und Freundin Anna (Janina Uhse) ihr Kind angeblich Adolf nennen wollten, ist jetzt zur Hauptdarstellerin aufgestiegen. Gemeinsam mit ihrem am Ende vom „Vornamen“ zum Liebhaber avancierten Adoptivsohn, dem B- Klarinettisten René (Justus von Dohnányi) lädt sie die Kindermischpoche in die Familienfinca nach Lanzarote. Juhu, es gibt was mitzuteilen!

Natürlich reisen außer Makler Thomas und dessen erfolgloser Schauspielerfreundin Anna (Janina Uhse) auch Altphilologe Stephan (Christoph Maria Herbst) und seine Lehrersgattin Elisabeth (Caroline Peters) an. Wie es der programmatische Untertitel „Familienurlaub ist kein Urlaub“ verspricht, nimmt die Familienschlacht nach dieser übersichtlichen Exposition sogleich ihren gebremsten Verlauf. Dass Lanzarote im Gegensatz zum Bonner Professorenwohnzimmer des „Vornamens“ über spektakuläre Landschaften aus erkalteter Lava verfügt, fällt in diesem Kammerspiel der kleinen Bilder so gut wie gar nicht unangenehm auf.

Neuzugang in der „Casa de Ballaballa“ (O-Ton Thomas) ist Lucia (Elena Sancho Pereg), eine spanische Winzerinnenschönheit, die die süße Plörre des Ehepaars König keltert. Skandal, Mutti und der früher von den Stiefgeschwistern für schwul gehaltene René haben doch tatsächlich geheiratet! Sie hat seinen Namen angenommen. Und dann will Lucia auch noch als Leihmutter für den Kinderwunsch der welken Frischvermählten tätig werden.

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All das wird in mehr oder weniger gut getimten Punchlines leidlich lustig und verstörend routiniert abgehakt. Dafür, dass mit der Leihmutterschaft nicht ein ernsthaft kontroverses Thema den Spaß verdirbt, sorgt dessen ärgerlich prompte Entschärfung. Lucia macht’s nicht fürs Geld, sie ist eine Lesbe mit Co-Parenting- Ambitionen.

Und dann ist noch ein Kardinalverbrechen anzuzeigen. Der Haschkekse-Gag. In diesem komödiantischen Uraltheuler hat neulich erst Marc-Uwe Kling in der „Känguru Verschwörung“ seine galoppierende Ideenlosigkeit versteckt. Nun – es ist zum Beutel schneiden – dräut hier schon wieder die ultimative Entgrenzungshilfe braver Bürger.

Ja, muss man solchen lahmen Plotten noch Fördergelder hinterherwerfen? Das fragt sich angesichts des „Nachnamens“ die entsetzte Kinogängerin. Unbedingt! Filmförderung ist Wirtschaftsförderung, so einfach ist das. Sie verschafft den Produktionsbeteiligten Arbeit und Auskommen. Von allen zu- und nacharbeitenden Gewerken und nicht zuletzt den Kinobetreibern ganz zu schweigen. Auch eine Art von Kunstförderung.

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