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Markus Poschner ist Chefdirigent des Bruckner-Orchersters Linz und des Orchestra della Svizzera Italiana.

© Peter Adamik

Sinfoniekonzert der Staatskapelle Berlin: Kunstvolle Kontraste

Ein packender Konzertabend in der Staatsoper Unter den Linden: Markus Poschner dirigiert Gustav Mahlers erste Sinfonie, Gidon Kremer spielt Bela Bartoks Violinkonzert.

Manchmal reicht es, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein: Markus Poschner dirigierte gerade eine Serie von „Elektra“-Aufführungen Unter den Linden, als Philippe Jordan krankheitsbedingt für das Sinfoniekonzert der Staatskapelle am 30. und 31. Oktober absagen musste. Die Intendanz fragte bei ihm an, ob er einspringen könnte – und der 52-Jährige ließ sich die Chance natürlich nicht entgehen.

Denn normalerweise dürfen nur Taktstock-Stars die Abo-Abende des Orchesters dirigieren. So wie Philippe Jordan, aktuell Musikchef der Wiener Staatsoper. Markus Poschner hat bislang eine solide Karriere absolviert, nach Stationen als Kapellmeister an der Komischen Oper und als Generalmusikdirektor in Bremen leitet er jetzt das Orchestra della Svizzera Italiana und das Bruckner-Orchester Linz.

Kremers Privatissimo

Zunächst gilt es am Montag, eine Legende zu begleiten, Gidon Kremer, mittlerweile 76 Jahre alt, der wohl vielseitigste, neugierigste Geiger seiner Generation, der sich auch mit seinem Ensemble, der Cremerata Baltica, größte Verdienste um die Musik aus allen Ländern Osteuropas erworben hat.

In der Staatsoper spielt er jetzt Bela Bartoks Violinkonzert, auf sehr private, unnachahmliche Weise. Versonnen, ganz in einer eigenen Welt gefangen bleibt er im langsamen ersten Satz, während die virtuosen Passagen des „Allegro giocoso“ wie die ausdrucksstarke Mimik eines Charakterdarstellers wirken, bis hin zur Grimasse. Zartfühlend umhegen Dirigent und Orchester den Solisten, atemlos lauscht der Saal, berührend bescheiden nimmt Gidon Kremer den Applaus entgegen.

Betörend seufzen die Geigen

Zwei Dinge sind Markus Poschner bei Gustav Mahlers erster Sinfonie wichtig: deutlich zu machen, wie unerhört modern das Werk bei seiner Uraufführung 1889 den Zeitgenossen erschienen sein muss – und der Staatskapelle die Gelegenheit zu geben, sich von ihrer besten Seite zu zeigen.

Faszinierend gerät der gestaltlose Anfang, den sich der Komponist „wie ein Naturlaut“ wünschte, später im Eröffnungssatz gelingt Poschner dann ein packender Moment des hochenergetischen Auf-der-Stelle-Tretens. Bewusst derb nimmt er das Scherzo – damit im Trio der Staatskapellen-Sound umso betörender erblühen kann, geschmeidig und zuckerguss-süß.

Scharf arbeitet er die Klezmer-Anklänge im dritten Satz heraus, gestaltet souverän die großen Spannungsbögen. Nur das Beißend-Gleißende am Beginn des Finales vermag Markus Poschner den Streichern nicht zu entlocken, dafür ist ihr Klangideal einfach zu samtig. Aber wie himmlisch, wie überirdisch schön steigt dafür dann aus den Geigen das sehnsuchtsvolle Seitenthema auf!

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