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Die kleine Jane beim Lesen in der Bibliothek ihres Vaters - so wie es sich Isabel Sánchez Vegara und die Illustratorin Katie Wilson in dem Austen-Band aus der Reihe "Little People, Big Dreams" vorstellen.

© Katie Wilson/Insel Verlag

Kinderbuchreihe "Little People, Big Dreams": Sie wissen selbst, was für sie gut ist

Von Jane Austen bis Frida Kahlo: Isabel Sánchez Vegara porträtiert in ihrer Kinderbuchreihe „Little People, Big Dreams“ starke und berühmte Frauen.

Es ist heutzutage nur noch schwer vorstellbar – doch so war das einst im 18. Jahrhundert, nicht nur im Süden von England: „Mädchen durften damals fast nichts unternehmen. Brav sein, nähen und bei der Hausarbeit helfen war für Jane und Cassandra zum Gähnen."

Nur gut, dass die beiden und ihre sechs Geschwister einen Vater haben, der von Beruf Pfarrer und Hauslehrer ist und sie und die Jungs zusammen unterrichtet. Bildung ist für diesen Mann enorm wichtig.So unterstützt er nicht nur, dass Jane lieber lange Tage in der Bibliothek sitzt und liest statt ihre Zeit mit Hausarbeit zu vertun, sondern auch ihr frühes Schreiben von Theaterstücken und Geschichten.

Jane, das ist die 1775 geborene Schriftstellerin Jane Austen, deren Romane wie „Stolz und Vorurteil“ oder „Emma“ zu den Klassikern der britischen und nicht zuletzt der europäischen Literaturgeschichte gehören. Erzählt wird Austens Leben, insbesondere das ihrer jungen Jahre, von Isabel Sánchez Vegara. Als die aus Barcelona stammende Autorin vor einigen Jahren ihren kleinen Zwillingsnichten erste Bücher schenken wollte, fiel Sánchez Vegara auf, dass viele Kinderbücher davon handelten, wie ein junges Mädchen auf der Suche nach ihrem Traumprinzen ist. Nun hat sich die Welt allerdings stark verändert: Bravsein, Nähen, Hausarbeit und Märchenprinzsuche stehen nicht mehr auf der Agenda von heranwachsenden Mädchen. Zumal es selbst in der Historie genug starke Frauen gegeben hat, die sich gegen diese Lebensplanung zur Wehr setzten, die Feministinnen waren, bevor der Feminismus eine Bewegung wurde. So begann Sánchez Vegara damit, Porträts genau solcher berühmt gewordener Frauen zu schreiben, primär für Mädchen, aber auch für Jungs.

Sánchez Vegaras Sprache ist nie anbiedernd

„Little People, Big Dreams“ heißt die Reihe, die daraus entstanden ist. (Aus dem Spanischen von Svenja Becker. Verschiedene Illustratorinnen. Insel Verlag, Berlin 2019. Pro Band 36 Seiten, 13, 95 €. Ab 5 Jahre). Sie erschien zuerst in Spanien, wurde dann in England sehr erfolgreich und wird nun nach und nach auch in Deutschland veröffentlicht, in einer schmucken Ausstattung. Sánchez Vegara porträtiert Jane Austen, Anne Frank und Rosa Parks, Ella Fitzgerald und Marie Curie, Frida Kahlo und Coco Chanel, Agatha Christie, die Affenforscherin Jane Goodall oder die Schulreformerin Maria Montessori. (Zwei Männer sind inzwischen auch dabei, der Boxer Muhammad Ali und der Astrophysiker Stephen Hawking)

Von Kahlo, der großen mexikanischen Malerin zum Beispiel heißt es, dass diese wegen ihrer Kinderlähmung und einer daraus resultierenden Gehbehinderung „etwas Besonderes“ sei: „Sie war anders als die anderen, und das gefiel ihr gut“; von der Jazz-Sängerin Fitzgerald, dass nach dem Verlust der Mutter, nach Schulproblemen und der Einweisung in ein Heim, die Straße zu ihrer „ersten Bühne“ wurde; oder von Jane Austen, dass die jungen Frauen in ihren Büchern niemals aufgeben würden: „Sie sind standhaft und wissen selbst, was gut für sie ist.“

Die Illustrationen sind schillernd retro

Sánchez Vegara trifft den Ton, ihre Sprache ist einfach, nicht anbiedernd. Sie konzentriert sich auf Kindheit und Jugend ihrer Heldinnen, darauf, wie diese manchen Widerstand überwanden und ihre Träume wahr machten – selbst wenn hier natürlich einige Brüche ignoriert werden. Am Ende der Bücher gibt es auf zwei Seiten noch einmal eine ausführlichere Biografie der jeweils Porträtierten, überdies mit ein paar Originalfotos. Eine weitere Qualität dieser Reihe ist das Zusammenspiel von Bildern und Text. Die farbigen, an die schillernde Buntheit der siebziger Jahre erinnernden, von verschiedenen Zeichnerinnen gefertigten Illustrationen fangen die Atmosphäre der jeweiligen Lebensstationen der Frauen schön ein.

Die Figuren haben kindgerecht große, einfach gezeichnete Gesichter, und in jedem Buch gibt es kleine, sprechende Gimmicks: etwa die Puppen, die bei Jane Austens Bibliotheksbesuchen achtlos in der Ecke liegen, anders als die Bücher. Oder das Täschchen mit dem „Chanel-No-5“-Aufdruck, das Coco Chanel mitsamt einem Hündchen auf einer Seinebrücke spazieren führt. Zu groß und vorbildlich können Mädchenträume gar nicht sein, und beispielhaft sind diese Biografien sowieso.

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