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Die US-Band Calexico.

© Gerald von Foris

Konzert: Calexico in Berlin: Sand, Tortillas und viel Gitarre

Beim Calexico-Konzert im Neuköllner Heimathafen gab es Tex-Mex-Rock-Pop mit allem, was dazu gehört: Mariachi, Salsa und viel, viel Gitarre.

Von Oliver Bilger

Diese Band hat ein Faible für Gitarren, so viel ist sicher. Neun an der Zahl kann man über den Abend des Calexico-Konzerts im Heimathafen in Neukölln bewundern. Akustische, halbakustische, Lapsteel-, Baritongitarren, solche mit 12 Saiten, alle sind sie mit angereist aus Tucson, Arizona. Jede mit einem eigenen Ton, jede für einen anderen Song und für eine andere Stimmung zuständig. Und diese zu variieren, beherrschen Calexico so geübt, dass man einfach staunen muss.

Auf der Bühne tummeln sich zudem ein Akkordeon, verschiedene Rasseln, ein Synthesizer, ein E-Piano, ein Kontrabass, ein E-Bass, Kuhglocken, ein Vibrafon, natürlich ein Schlagzeug und weitere Gerätschaften, über deren Namen sich nur spekulieren lässt.

Es ist die Stärke an ihren Instrumenten, die Calexico aus dem sandigen Grenzgebiet zwischen den USA und Mexiko zu etwas Besonderem macht. Doch der Abend will erst einmal nicht richtig anlaufen, was am neuen Album „Edge of the Sun“ liegt.

Tex-Mex-Rock-Pop mit Kitsch-Untiefen

Darauf gibt es einige gute Ideen, doch so richtig begeistern die neuen Sachen nicht. Schuld könnte die schunkelige Volksfestatmosphäre einiger Songs sein. Was man einst an diesem Tex-Mex-Rock-Pop schätzte, wird einem nun zu viel. Zu viele Kitsch-Untiefen, die nicht zielsicher umsegelt werden, zu viel Akkordeon, zu viele Mariachi-Trompeten, zu viel Salsa-Piano. Und dazu Frontmann Joey Burns, der die Arme in die Luft wirft und zum Mitklatschen und Mitsingen auffordert.

Nach den ersten Songs spielt die Band Stücke der älteren Alben „Algiers“ und „Carried to Dust“ sowie Perlen ihrer EPs „Crystal Frontier“ und „Convict Pool“. Und nun finden die sieben Musiker zu der dichten Atmosphäre zurück, die ihre Songs live erzeugen und für die sie so geliebt werden. Jetzt gehört das Publikum ganz ihnen. Jeder Song wird bejubelt, Fußgetrampel inklusive. Calexico erzählen im Folgenden von der Sehnsucht nach einem Land, in dem alles möglich scheint. Was einer realistischen Grundlage ja schon lange entbehrt.

The Tortilla Curtain

Sollte T. C. Boyles Roman „The Tortilla Curtain“ über den Versuch eines mexikanischen Paares, in den USA Fuß zu fassen, und die Angst der Mittelstands-Amerikaner davor jemals verfilmt werden, müssten Calexico den Soundtrack dazu schreiben.

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