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Festspiele: Salzburg sucht

Lissner, Pereira, Audi: Wer kriegt die Festspiele? Die Spatzen an der Salzach und in Wien pfeifen es zwar längst von allen Dächern, aber offiziell ist noch nichts.

Die Spatzen an der Salzach und in Wien pfeifen es zwar längst von allen Dächern, aber offiziell ist noch nichts. Drei Kandidaten hat die Findungskommission für einen neuen Intendanten der Salzburger Festspiele ab 2012 vorzuschlagen – und drei sind nun offenbar gekürt. Drei wenig aufrüttelnde Namen: Alexander Pereira, 61, derzeit noch Chef des Zürcher Opernhauses, im wiederholten Anlauf; Pierre Audi, 52, Regisseur, Leiter der Amsterdamer Oper und des Holland Festivals; und Stéphane Lissner, 56, in Wien wenig geschätzter Musikchef der dortigen Festwochen, außerdem Festivaldirektor im sonnigen Aix-en-Provence und Intendant der Mailänder Scala.

Überraschender als dieses Dreigestirn scheint eher, wer es nun wohl nicht werden wird: kein Dirigent (wie zu Karajans seligen Zeiten), nicht der amtierende Konzertchef der Festspiele, der Pianist Markus Hinterhäuser, und auch nicht der emsige, mit allen Starwässerchen gewaschene Andreas Mölich-Zebhauser aus Baden-Baden. Pereira, Audi, Lissner: in jedem Fall eine Lösung auf Nummer sicher (nach den wenig rühmlichen Intendanzen von Peter Ruzicka und Jürgen Flimm durchaus verständlich), eine Lösung so recht nach dem Prinzip des besten Netzwerks.

Künstlerisch mag sich hier eine Enttäuschung ankündigen. Andererseits: Warum soll es dem kleinen feinen Salzburg bei der Intendantensuche anders ergehen als dem großen unfeinen Berlin? Operndirektoren, Kunstmanager, Festivalmacher, die rechnen können und sich trotzdem ihre Visionen weder von der Politik noch von der Wirtschaft austreiben lassen, sind auf dem internationalen Parkett nun einmal Mangelware.

Österreich indes wäre nicht Österreich, wenn hinter den Kulissen nicht kräftig gemunkelt würde. So soll sich Pereira nach Jahren offener Feindschaft nun mit den in Salzburg traditionell mächtigen Wiener Philharmonikern ausgesöhnt haben. Und der Vorschlag Lissner scheint überhaupt erst in letzter Sekunde aufs Tablett gebracht worden zu sein. Forciert hat das Eva Wagner-Pasquier, ebenfalls in der Findungskommission und mit Lissner spätestens seit ihrer beratenden Tätigkeit in Aix nicht unwesentlich verbandelt.

Sollte Lissner es werden, wird es auch für Berlin interessant. Denn der größte Trumpf des Franzosen heißt seit Scala- Zeiten Daniel Barenboim. Von einer festeren Bindung des Generalmusikdirektors der Berliner Staatsoper an die Salzburger Festspiele ist bereits die Rede. Lissners diverse Verträge allerdings enden erst 2013 – während Jürgen Flimm schon 2010 als Staatsopern-Intendant nach Berlin gehen möchte. Interim hier, Interim da? Ein munteres Bäumchen- wechsle-dich-Spiel. Heute tagt in Salzburg das Kuratorium der Festspiele. Le.

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