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Der US-amerikanische Rapper Kendrick Lamar.

© imago/ZUMA Press

Roskilde, Primavera, Glastonbury: Was wird aus den großen Pop-Festivals?

Roskilde und andere Pop-Festivals sind schon ausverkauft – und stehen doch vor einer schweren Zeit.

Der wichtigste Rapper der Welt kommt nach Europa! Kendrick Lamar ist einer der Headliner des Roskilde Festivals in Dänemark.

Für einige Sekunden mag das eine elektrisierende Nachricht sein, doch dann kehrt der Gedanke an die Pandemie zurück und es erscheint extrem unwahrscheinlich, dass im Sommer die üblichen 60 000 Menschen vor der Hauptbühne herumtoben werden – Popmusik-Fans gehören bis dahin sicher in keinem europäischen Land zu den durchgeimpften Bevölkerungsteilen.

In Barcelona stehen die Gorillaz auf dem Programm

Anders Wahrén, Programmdirektor des bereits ausverkauften Festivals, das vom 26. Juni bis zum 3. Juli geplant ist, gibt sich trotzdem optimistisch: „Wir starten in ein neues Jahr und es gibt ein Bedürfnis und gute Gründe dafür, hoffnungsvoll zu sein. Deshalb geben wir jetzt einen neuen Act für das Roskilde Festival 2021 bekannt“, schreibt er in der Pressemitteilung mit der Kendrick-Lamar-Ankündigung.

Wie fest entschlossen man in Dänemark ist, seine Show sowie die vieler weiterer Stars wie Megan Thee Stallion, Haim oder The Strokes tatsächlich stattfinden zu lassen, zeigt ein Blick auf die Roskilde-Website. Dort ist unter der Rubrik „Wie kann man eine andere Art von Festival durchführen?“ von Überlegungen die Rede, „vor, während und nach der Veranstaltung“ Tests durchzuführen. Es werde auch erwogen, alle Fans zu registrieren, sie zum Nachweis eines negativen Tests und zum Tragen von Masken zu verpflichten.

Im vergangenen Jahr musste das Roskilde Festival abgesagt werden. Die Feier der 50. Ausgabe soll jetzt nachgeholt werden, wobei die 2020er-Tickets ihre Gültigkeit behalten haben. Das gleich gilt für das Primavera Festival in Barcelona, das die Feier seines 20. Geburtstages ebenfalls verlegen musste. Sie soll nun vom 2. bis zum 6. Juni stattfinden und ein eindruckvolles Line-Up mit Acts wie den Gorillaz, FKA Twigs, Bad Bunny, Bikini Kill und Tame Impala aufbieten.

Klinische Studie mit Konzertbesuchern

Auch die katalanischen Organisatorinnen scheinen für ihr ausverkauftes Event mit erschwerten Bedingungen zu rechnen. Zusammen mit der Stiftung „Fight AIDS and Infectious Diseases“ und dem Universitätsklinikum Germans Trias i Pujol in Barcelona haben sie im Dezember eine klinische SARS-CoV-2-Studie bei einem Konzert durchgeführt.

Daran beteiligten sich rund 1000 Menschen, bei denen vorab ein Antigen-Test gemacht wurde. Anschließend gingen 463 von ihnen in den Sala Alto in Barcelona, wo zwei DJ-Sets und zwei Konzerte auf dem Programm standen. Die übrigen 496 Testpersonen bildeten die Kontrollgruppe und blieben draußen. In der Konzerthalle, deren Belüftung und Luftzirkulation zuvor optimiert worden waren, mussten durchgängig zuvor ausgeteilte N95-Masken getragen werden (außer beim Trinken).

Auf Abstand musste nicht geachtet werden, auch Singen und Tanzen waren erlaubt. Das Ergebnis: Bei niemandem aus der Gruppe, die das Konzert besuchte, war acht Tage später bei einem PCR-Test Covid-19 nachweisbar. In der Kontrollgruppe fanden sich zwei positiv getestete Fälle.

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Auf der Festivalwebsite wird das Resultat erfreut, aber nicht euphorisch kommentiert: „Hoffentlich ebnen diese Daten den Weg für sichere Live-Konzerte während der Covid-Pandemie“, heißt es da. Wobei der logistische Aufwand, 1000 Menschen zu testen mit dem Aufwand dasselbe mit mehreren Zehntausend Fans zu tun, kaum vergleichbar ist – und auch die Frage der Finanzierbarkeit aufwirft.

Klar ist, dass die Verzweiflung der Konzertbranche nach einem Jahr der Absagen und Verschiebungen groß ist. Für einen Lichtblick in Deutschland sorgten kürzlich die von Finanzminister Scholz in Aussicht gestellten staatlichen Ausgleichszahlungen für pandemiebedingt ausfallende Konzerte ab der zweiten Jahreshälfte 2021. Etwas ähnliches würde sich Emily Eavis auch für Großbritannien wünschen, wo sie das renommierte Glastonbury Festival leitet.

Für das Lollapalooza Berlin gibt es noch keinen Termin

Es hatte im letzten Jahr Millionen-Verluste aufgrund der Absage hinnehmen müssen. Auch hier hätte der 50. Geburtstag angestanden – mit 200 000 Menschen, die sechs Tage lang auf der Worthy Farm durchfeiern. Für dieses Jahr möchte Eavis noch keine Aussage treffen und widersprach dem von Spice Girl Mel B verbreiteten Gerücht, dass das für den 23. bis 27. Juni angesetzte Glastonbury Festival abgesagt sei.

Im selben Monat hoffen auch die Macher von Rock am Ring und Rock im Park ihre verschobenen Festivals nachholen zu können. Das Melt Festival, das mit 070 Shake, Koffee, Little Simz und FKA Twigs einige extrem spannende Künstlerinnen im Line-Up hat, soll Anfang Juni stattfinden. Und wie sieht es mit dem größten Berliner Pop-Spektakel aus, dem Lollapalooza Festival? Man hält sich bedeckt. Es gibt noch keinen Termin. Normalerweise ist der Anfang September. Vielleicht sieht die Pandemie-Welt dann schon etwas besser aus.

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