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Der Unternehmer Rolf Deyhle im September 2013 in seinem Stuttgarter Büro mit Kopien der FIFA-Trophäen Fair Play und Weltpokal, die er als Anerkennung für seine Verdienste um den Weltfußball erhalten hat

© dpa

Update

Rolf Deyhle gestorben: Der Musical-l und Fußball-Pionier Rolf Deyhle ist tot

Rolf Deyhle hat die Fußball-WM vermarktet und vor 25 Jahren in Deutschland den Musical-Boom mit ausgelöst. Auch Filme hat er produziert und Kunst gesammelt. Nun ist der umtriebige Unternehmer im Alter von 75 Jahren gestorben.

Der Musical-Unternehmer und Fußball-Vermarkter Rolf Deyhle ist am Freitag im Alter von 75 Jahren in Stuttgart gestorben. Der umtriebige Schwabe war ein Visionär in vielen Dingen: Den Musical-Boom in Deutschland hat er mit ausgelöst, und er machte die Fußball-Weltmeisterschaften profitabel, indem er sie weltweit vermarktete.

„Cats“, „Phantom der Oper“, "Der Glöckner von Notre Dame": Deyhles Name ist untrennbar mit dem Musical-Boom Ende der 1980er Jahre in Deutschland verbunden , aber auch mit der Pleite, die sein Musical-Konzern Stella am Ende hinlegte. Der Mann, der viel Geld machte und viel Geld verlor, hat außerdem Kunst gesammelt, nebenbei auch Kinofilme produziert und Deutschland ebenfalls in den 90ern mit Multiplex-Kinos übersät. „Visionärer Unternehmer“ nannte er sich selbst. Sein Büro hatte der Multiunternehmer noch lange am Ort seiner glanzvollen Zeit, 17 Stockwerke über Stuttgarts Musical-Theatern. Sein Vermögen wurde in den 1990er Jahren auf vier Milliarden Mark (rund zwei Milliarden Euro) geschätzt. Deyhle ist längst raus aus diesem Musical-Geschäft, stand aber noch als Berater parat. „Das ist mein Kind“, sagte der gebürtige Stuttgarter, der sich gern im offenen Hemd mit Edelsteinketten zeigte. Mit ihnen dokumentierte er auch seine Verbindung zum Buddhismus und zu Shaolin-Mönchen - einer seiner Söhne war in jungen Jahren nach China gegangen und Mönch geworden.

Deyhle erwarb die Deutschlandlizenzen für "Cats" oder "Das Phantom der Oper"

Als Deyhle Ende der 80er ins Geschäft mit der unterhaltenden Bühnenkunst einstieg, importierte er zunächst erfolgreiche angloamerikanische Musical-Produktionen. Für „Cats“, „Phantom der Oper“ oder „Miss Saigon“ erwarb seine Firma Stella die Deutschlandlizenzen und sicherte sich so zunächst das Monopol auf den Boom. Doch dann kam die Übersättigung. Stella geriet ins Trudeln - und fiel. Die Finanzmisere der kunstvoll verschachtelten Deyhle-Gruppe wurde offenkundig. Die Insolvenz erreichte Stella aber erst, als Deyhle schon ausgestiegen war. Das Nachfolge-Unternehmen, die Stage Entertainment, existiert bis heute. Die Bühnen ließen ihn trotz dieses Rückschlags nie los, die Ideen für seine Shows lieferten Ben Hur oder eben die Shaolin-Mönche.

Rolf Deyhles Karriere begann als Steuerbeamter in der Stuttgarter Finanzverwaltung. Mit 24 machte er sich selbstständig, stieg ins Immobiliengeschäft ein, baute ein kompliziertes Geflecht von Firmen und Beteiligungen auf und verdiente seine erste Million. Später verantwortete der SPD-Mann Golfplätze, Jachthäfen und Sporthotels, koproduzierte Kinofilme wie „JFK“ mit Kevin Costner oder „Die unendliche Geschichte“.

1977 entwickelte er das bis heute gültige Emblem des Welt-Fußballbundes FIFA und arbeitete am Aufbau eines Vermarktungssystems für den Fußball. Zusammen mit Horst Dassler (adidas) und dem heutigen Fifa-Präsidenten Joseph Blatter baute er die weltweite kommerzielle Verwertung der WM auf - eine Pioniertat. Und ein lukratives Geschäft: Wo auch immer FIFA-Symbole auftauchen, verdiente Deyhle mit. Von 1978 bis zur Fußball-WM 1994 in den USA war er der Inhaber sämtlicher weltweiter Exklusivrechte. Er selbst nahm deshalb für sich in Anspruch, der „kommerzielle Aufbau des gesamten Weltsports“ sei auch seine Leistung. Als Anerkennung dafür durfte er als einziger Privatmann einen Fifa-Weltpokal sein Eigen nennen. In den Stadien der Welt war er ein gern gesehener Gast.

Das Unternehmertum sei für Deyhle bis zuletzt ein Lebenselixier gewesen, schrieb seine Stuttgarter Unternehmensgruppe, auch wenn es zuletzt um den umtriebigen Mann eher still geworden war. Neben seiner Tätigkeit als Kunstsammler und Filmproduzent unterstütze er mehrere soziale Projekte wie die Björn Steiger Stiftung für Notfallhilfe. Rolf Deyhle war verheiratet und hinterlässt zwei Töchter und vier Söhne. dpa/Tsp

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