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Blick auf die Museumsinsel.

© dpa / Bernd von Jutrczenka

Reform der Preußen-Stiftung: Nur nichts übereilen

Jetzt soll der Kulturriese sich gründlich verändern. Es hat Jahre gedauert, bis die ersten Schritte unternommen wurden. Staatsministerin Roth könnte mehr Tempo machen.

Der Tanker bewegt sich doch. Man muss aber keine Angst haben, sich beim Fahrtwind zu erkälten. Im Juli 2020 hatte der Wissenschaftsrat in einem Gutachten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) weitreichende Reformen vorgeschlagen. Sogar von Auflösung war die Rede. Zweieinhalb Jahre später beschließt der Stiftungsrat, in dem der Bund und die Bundesländer vertreten sind, einige überfällige Veränderungen. Das nimmt nun seinen Gang. Ein neues Stiftungsgesetz muss geschrieben werden. Damit es in Zukunft nicht mehr heißt, dass „komplizierte und nicht effektive Strukturen häufig eine Entfaltung der Potenziale“ verhindern.

Mehr Autonomie für die Staatlichen Museen ist das Ziel, damit auch mehr Attraktivität. Die SPK will, wörtlich, „ein nationales und internationales Publikum begeistern.“ Darin liegt erstaunlich offen das Eingeständnis, dass Berlin viel nachzuholen hat im Vergleich mit den Museen in London und Paris zum Beispiel. Die Verwaltung soll beweglicher werden, die Stiftung wird in Zukunft von einem Kollegialorgan geleitet. Damit ist für das Jahr 2026 zu rechnen, wenn der SPK-Präsident Hermann Parzinger in Ruhestand geht.

Auf längere Sicht dürfte es sogar einen neuen Namen für Deutschlands größte kulturelle Institution geben mit ihren insgesamt 1900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Preußischer Kulturbesitz: Das klingt ja doch nach Schlössern und Kutschen und für manche Ohren auch nach Militaria. Kulturstaatsministerin Claudia Roth, die auch Vorsitzende des Stiftungsrats ist, spricht sich für eine Umbenennung aus. Aber sie bremst auch schon wieder.

So schnell beschließen die Preußen dann auch nichts. Mehr Geld für die unterfinanzierte Museumsorganisation soll es erst einmal nicht geben. Und das Verhältnis der SPK zum Humboldt Forum muss noch „geprüft“ werden. Es zeigt sich hier das ganze Dilemma der Reform.

Intern sollen das Museum für Asiatische Kunst und das Ethnologische Museum (die zur SPK gehören) ihre Zusammenarbeit mit der Stiftung Humboldt Forum verbessen. Auch das hat der Stiftungsrat beschlossen. Das kann nur bedeuten: Das Humboldt Forum in seiner jetzigen Verfassung funktioniert nicht. Die Museen darin sind eben die Museen, haben eine eigene Leitung mit Lars-Christian Koch. Hartmut Dorgerloh ist der Chef des Hauses und für das begleitende Kulturprogramm zuständig, aber auch für die gesamte Erscheinung des Hybrid. Die Verteilung der Zuständigkeiten begreift niemand.

Die frustrierende Organisationsstruktur hinter der missverständlichen Schlossarchitektur stammt aus der Zeit der Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Sie hat sich für das 600-Millionen-Euro-Projekt mit Leidenschaft eingesetzt, musste aber zu viele Interessen und Player unterbringen. Eines Tages könnte auch das Humboldt Forum Teil eines hauptstädtischen Kulturverbunds mit neuem Namen sein. In der derzeitigen Verfassung ist das Humboldt Forum ein Spiegel der Kulturpolitik im Bund.

Symbolpolitik in der Hauptstadt

Claudia Roth scheut sich nicht vor großen Ankündigungen. Nachher kommt wenig. Wie beim Streit um die Kuppelinschrift auf dem Humboldt Forum. Natürlich ist die grüne Politikerin erst ein Jahr im Amt, sie hat die Großbaustellen der SPK geerbt. Aber sie könnte jetzt deutlich mehr tun, schneller. Schon heißt es in der Kulturszene, die Staatsministerin trete zwar kräftig und temperamentvoll auf, aber darin erschöpfe es sich auch. Symbolpolitik nennt man das.

Bei der Vorstellung der SPK-Beschlüsse in der Staatsbibliothek Unter den Linden sprach Claudia Roth von „großer Freude und Zufriedenheit“, die sie erfülle. Dabei ist nur der nächste Schritt in einem Mammutverfahren gemacht. Und es bleibt bei der bekannten Fortbewegungsart: schön langsam, ganz vorsichtig. Bloß nicht zu viel auf einmal anfassen.

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