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Im Kinderladen. Szene aus „The Little Lantern“ von Mario Rizzi.

© Mario Rizzi

Rebellion und Flucht: Die Berlinische Galerie blickt auf die arabische Welt

Mario Rizzi setzt sich in seinen Videoarbeiten mit sozialen Bewegungen von Jordanien bis Tunis auseinander.

„Bayt“ heißt auf Arabisch „Zuhause“. Unter diesem Titel ist derzeit eine Trilogie im IBB-Videoraum der Berlinischen Galerie zu sehen. Der Regisseur Mario Rizzi fragt darin, wie das Konzept „Bayt“ dabei hilft, „die sozialen Bewegungen in der arabischen Welt zu verstehen“. Alle drei Filme drehen sich in erster Linie um Frauen. Sie seien bei Protesten oft die Impulsgeberinnen gewesen und im Nachhinein von den Männern in den Hintergrund gedrängt worden.

Die erste Arbeit behandelt die Abwesenheit des Zuhauses. Um die Zelte fegt der Wind den Sand der Wüste. Ekhlas Alhlwani lebt in einem Flüchtlingslager in Jordanien. Neun Wochen verbrachte Rizzi in dem Camp. Vor seiner Kamera wird gekocht, geboren und telefoniert – zwei Jungs schreiben zusammen einen Liebesbrief.

Der zweite Film ist ein langes Interview mit Kauther Ayari, die in Tunis 2011 als Erste offen gegen den damaligen Machthaber Ben Ali demonstrierte. Heute ist sie fast vergessen. Das Gespräch, durchsetzt mit Aufnahmen von Demonstrationen, ist die intime Erzählung einer gescheiterten Revolution.

Das dritte und längste Werk beginnt auf Kinderhöhe. Drei kleine Mädchen sitzen auf drei kleinen Stühlen, zwei weiß, einer lila. Sie unterhalten sich über ein Märchen. Um sie herum die bunten Wände eines Kinderladens, an denen allerlei Lernbilder aufgehängt sind. Er befindet sich in einem palästinensischen Flüchtlingscamp in Beirut. Gegründet wurde er von Anni Høver Kanafani. Ihr Mann war der ermordete palästinensische Schriftsteller Ghassan Kanafani. Mit den Kindern inszeniert Rizzi eine umgeschriebene Version von dessen Märchen „The Little Lantern“. Während seine Witwe ihr bewegtes Leben erzählt, werden immer wieder die Proben und schließlich die Aufführung der Kinder gezeigt.

Seit 25 Jahren arbeitet Mario Rizzi im Mittleren Osten. Die Muslimin symbolisiert für ihn „die andere Andere von heute“. Der Italiener selbst spricht allerdings kein Arabisch. Was jedoch kein Nachteil sei. Auf diese Weise könne er sich besser auf die Körpersprache seiner Protagonist:innen konzentrieren. In seinen Filmen gehe es um lautlose Kommunikation: „Du kannst einen Film eigentlich nur machen, wenn du die Sprache nicht sprichst“.

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