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Weinstein soll besser ein Buch lesen, als im Gerichtssaal sein Handy zu benutzen, hatte der Richter gesagt.

© REUTERS/Brendan McDermid

Prozess gegen Weinstein, Tag 3: Weinsteins Anwälte greifen den Richter an

Im New Yorker Prozess gegen Harvey Weinstein versucht das Verteidigerteam des Angeklagten, Richter und Anwälte zu diskreditieren.

Beim New Yorker Prozess gegen den ehemaligen Hollywood-Mogul Harvey Weinstein wegen sexueller Gewalt in zwei Fällen werden bisher ausschließlich Verfahrensfragen und die Geschworenen-Auswahl verhandelt. Dennoch wurde auch am dritten Verhandlungstag weiter mit harten Bandagen gekämpft. So forderte die Verteidigung am Mittwoch einen neuen Richter mit der Begründung, der vorsitzende Richter James Burke habe „voreingenommene und aufrührerische Kommentare“ gegenüber dem Angeklagten gemacht.

Der Hintergrund: Burke hatte am Dienstag sichtlich wütend reagiert, als Weinstein zum wiederholten Mal auf seinem Handy herumgetippt hatte, und gefragt, ob er mit diesem Regelverstoß wirklich riskieren wolle, den Rest seines Lebens hinter Gittern zu verbringen. Dies lasse Feindseligkeit erkennen.

Die schriftliche Aufforderung von Weinsteins Anwälte-Team führte außerdem ins Feld, dass Burke ihre bereits am Dienstag gestellte Anfrage einer Verschiebung des Prozesses, damit die Gemüter sich nach der aktuellen Ankündigung eines weiteren Prozesses in Los Angeles abkühlen könnten, abgelehnt hatte.

Ebenso hatten Weinsteins Verteidiger versucht zu bewirken, dass die Anwältin Gloria Allred vom Prozess abgezogen wird. Allred vertritt unter anderem die ehemalige Weinstein-Company-Produktionsassistentin Mimi Haleyi, die 2006 von Weinstein zum Oralsex gezwungen worden sein soll, und die Schauspielerin Annabella Sciorra, die Weinstein einer Vergewaltigung in den 90er Jahren bezichtigt. Der Fall ist verjährt.

Die Zusammenstellung der Geschworenen-Jury gestaltete sich auch am Mittwoch weiterhin schwierig. Insgesamt wurden inzwischen rund 50 potenzielle Juroren entlassen, viele von ihnen hatten sich selbst für befangen erklärt. Einige Frauen sagten zur Begründung, sie seien selbst sexuell missbraucht worden oder sie seien eng mit jemandem befreundet, der Harvey Weinstein persönlich erlebt habe.

Gut 20 potentielle Geschworenen wurden jetzt mit einem Fragebogen nach Hause geschickt. Die Auswahl-Prozedur wird voraussichtlich noch bis Ende nächster Woche dauern.

In dem Prozess geht es um die Vorwürfe von zwei Frauen wegen sexueller Nötigung und Vergewaltigung. Am Montag hatte auch die Staatsanwaltschaft von Los Angeles bekannt gegeben, in zwei weiteren Fällen Anklage erheben zu wollen. Der Weinstein-Skandal war im Oktober 2017 an die Öffentlichkeit gekommen und löste die weltweite MeToo-Bewegung aus. (mit AFP)

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