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Kultur: Podewil: Bodenproben

Das Podewil ist Theaterbühne, Festivalstätte, Werkraum für Künstler und, im schlimmsten Fall, für die kommenden Monate geschlossen. Denn unter dem Innenhof des Kulturzentrums will die Hallesche Nationale Krankenversicherung eine Tiefgarage bauen.

Das Podewil ist Theaterbühne, Festivalstätte, Werkraum für Künstler und, im schlimmsten Fall, für die kommenden Monate geschlossen. Denn unter dem Innenhof des Kulturzentrums will die Hallesche Nationale Krankenversicherung eine Tiefgarage bauen. Ein Vorhaben, das das Areal nicht nur in eine drei bis vier Meter tiefe Baugrube verwandelt, sondern, so fürchtet die Podewil-Geschäftsführung, tagsüber soviel Lärm und Schmutz macht, dass nicht mehr geprobt und gearbeitet werden kann. Damit würde ein für die freie Berliner Szene wichtiger Ort wegfallen, ohne dass sich jemand verantwortlich fühlt.

Vor ungefähr zwei Jahren hatte die Versicherung das Nachbargrundstück in der Klosterstraße erworben - mit der Option für eine Tiefgarage. Obwohl die Künstler des Podewil dagegen protestierten, wurde der Bauplan abgesegnet. Der Baubeginn wurde für Frühjahr vergangenen Jahres angekündigt, das Kulturzentrum richtete seinen Spielplan danach aus. Aber es passierte nichts. Vor vier Wochen kam dann die Nachricht: ab 3. September wird gebaut. Kommt es dazu, muss das Podewil sein gesamtes Programm ab Mitte September absagen, erklärt Geschäftsführer Wilhelm Großmann. Das kostet Vertragsstrafen, und die Artists in Residence, die vom Podewil gefördert werden und dort ihre Ateliers haben, können ihre Arbeiten nicht zeigen.

Wer Schuld hat an der Misere und wie man ihr entkommen könnte, darüber herrscht Uneinigkeit. Martin Kaulitz, Prokurist der Halleschen Nationalen, hält die Aufregung für hausgemacht: "Der Kulturbetrieb des Podewil ist zu keiner Zeit gefährdet." Im Übrigen habe die Versicherung das Podewil und den Berliner Senat ständig in Sachen Tiefgarage auf dem Laufenden gehalten. Zumindest Wilhelm Großmann weiß davon aber nichts. Er habe trotz häufigen Nachfragens beim Senat nichts über den Zeitplan der Baumaßnahmen erfahren. Kristina Keinemann von der Bauverwaltung sagt ebenfalls, dass die jetzige Baugenehmigung "sehr überraschend" kam. Auch sie sieht, dass die Bauarbeiten den Spielbetrieb stören werden. Trotzdem glaubt sie nicht, dass ein Baustopp möglich ist. Das geht nur, wenn die Bauarbeiten die Statik des Gebäudes gefährden. Heute treffen sich die Künstler, die sich inzwischen von einem Rechtsanwalt vertreten lassen, und die Geschäftsführung des Podewil, um ihr weiteres Vorgehen zu beraten - zum Beispiel, wohin die geplanten Aufführungen verlegt werden könnten.

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