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Eines Tages von Büchern umgeben? Simulation der Kaufhausgalerien als Bibliothek rund um den gläsernen Trichter.

© Render Vision

Pläne für Berliner Landesbibliothek: Neuer Standort könnte 589 Millionen Euro kosten

Senator Joe Chialo erläutert im Kulturausschuss seinen Plan, die Zentral- und Landesbibliothek ins Quartier 207 an der Friedrichstraße umzusiedeln. Das Echo ist weitgehend positiv.

Es geht um 589 Millionen Euro. Auf diesen Betrag belaufen sich einem ersten Angebot zufolge die Kosten für den Kauf des Quartiers 207 mit den Galeries Lafayette und die Umnutzung als Bibliothek. Bei einer Anhörung im Kulturausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses ging Kultursenator Joe Chialo (CDU) nochmals näher auf die Summe und ihre Zusammensetzung ein.

Chialo hält das Quartier bekanntlich für einen idealen künftigen Standort für die Zentral- und Landesbibliothek (ZLB), nachdem die beiden bisherigen Standorte an der Breiten Straße und am Blücherplatz zu klein geworden sind und außerdem der Sanierung bedürfen.

Vor drei Wochen hatte der Senator die Öffentlichkeit mit dem Vorschlag überrascht, die Zukunft der ZLB nicht wie zunächst geplant mit einem Erweiterungsbau für die Amerika-Gedenkbibliothek am Blücherplatz zu sichern, sondern die Bibliothek in das Quartier 207 an der Friedrichstraße ziehen zu lassen. Seitdem läuft die Debatte.

Im Kulturausschuss konstatierte die Landesvorsitzende des Bibliotheksverbands von Berlin und Brandenburg, Regina Kittler, unmissverständlich gleich zu Beginn: „Das Projekt geht.“ Aus bibliothekarischen, bildungspolitischen, stadträumlichen Gründen, nicht zuletzt wegen des Klimaschutzes. Der Umbau eines Gebäudes sei in jedem Fall besser als ein Neubau.

35.000 Quadratmeter genügen

Joe Chialo betonte erneut, die 589 Millionen Euro seien noch „unverhandelt“ und nur eine Grundlage. Die Umbaukosten seien allerdings bereits mit eingeschlossen. Der Neubau am Blücherplatz dagegen werde derzeit auf mehr als 620 Millionen Euro kalkuliert. Auch müsste im Fall eines solchen Erweiterungsbaus, erläuterte der Direktor der ZLB, Volker Heller, ein Interimsstandort für die Gedenkbibliothek gefunden werden. Während der Bauarbeiten könne sie nicht betrieben werden.

Auch Jonas Fansa, in der ZLB für die Planungsarbeiten zuständig, betonte, das Gebäude sei geradezu ideal als Bibliothek geeignet, der Lage direkt an drei U-Bahnlinien, nahe dem Bahnhof Friedrichstraße, unweit von Universitäten, Museen, Forschungsinstituten.

Das Haus biete jene 35.000 Quadratmeter, die von der ZLB für den Neubau gefordert werden. Der allergrößte Teil der Magazine und der 2200 Arbeitsplätze für das Publikum könne hier untergebracht werden. Die Fachwelt ist sich also einig. Die Vorstellung, noch einmal etwa über das ehemalige Kongresszentrum ICC als Standort sprechen zu müssen, wurde eindeutig abgelehnt.

Die SPD-Kulturpolitikerin Melanie Kühnemann-Grunow, die diesen Vorschlag wieder ins Gespräch gebracht hatte, forderte dennoch detailliertere Informationen, stellte auch fest, man müsse die Freie Szene und die Stadtteil-Bibliotheken bedenken.

Eine Konkurrenzsituation, die es für Finanzsenator Daniel Wesener (Grüne) jedoch gar nicht gibt. Ein solches Projekt würde niemals aus dem laufenden Haushalt finanziert, es brauche eine eigene Finanzierung. Zu der allerdings vermisse er Angaben des Kultursenators – der tatsächlich wenig Näheres zum Geld sagte, außer, dass er bis November den Prüfbericht der landeseigenen Immobiliengesellschaft vorlegen werde. 

ZLB-Direktor Heller stellte fest: Er würde jeden anderen Standort als die Galeries Lafayette „selbstverständlich“ prüfen, auch andere Kaufhäuser, die leer laufen. Aber erstens verdränge die ZLB keine wirtschaftliche Nutzung, da die Galeries Lafayette schon seit mehreren Jahren ihren Auszug angekündigt hätten.

Und die Prüfung müsse nach Lage, Realisierbarkeit, Zeitplanungen und Kosten vergleichbar sein: „Keine vergifteten Vorschläge mehr, bei denen dann inzwischen jahrelang geprüft werden soll.“ Der kulturpolitische Sprecher der CDU, Robbin Juhnke, sagte: „Wenn wir diese Chance nicht ergreifen, ist die ZLB-Frage auf viele Jahre zerschlagen.“

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