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Hat einen eisenharten Anschlag. Pianist Daniel Ciobanu.

© Agentur

Pianist Daniel Ciobanu: Das Schwere und das Leichte

Der junge Pianist Daniel Ciobanu spielt im Konzerthaus ein russisch-rumänisches Programm.

Es gibt sie noch, die mittelmäßigen Konzerte. Soll man jetzt Missfallen zeigen oder nachsichtig sein? Immerhin geht es an diesem Abend im Konzerthaus um den sehr jungen rumänischen Pianisten Daniel Ciobanu, der sich laut Programmheft sogar noch im Aufbaustudium befindet, bei Pascal Devoyon an der Universität der Künste.

Andererseits ist Ciobanu als Pianist bereits sehr umtriebig, spielt noch in diesem Jahr in Südafrika, Taipeh, in der Elbphilharmonie oder in Lodz. Und sein Programm ist auch nicht von Pappe, er schaufelt sich durch Berge hochvirtuoser Pianoliteratur. Das ehrwürdige Bechstein-Haus hat Ciobanu zu diesem Abend eingeladen und ihm einen prachtvollen Konzertflügel in den Kammermusiksaal gestellt, der seinen oft kalten, eisenharten Anschlag mit solchem Gleichmut verträgt und in Klang umsetzt, dass man zwar bald um die eigene Sensibilität für feine Toneindrücke, aber immerhin nicht mehr um das Instrument fürchten muss.

Ciobanu setzt auf Masse und Kraft

Wie sehr indessen das Publikum als Ganzes Daniel Ciobanu mag (seinen Dutt, das blaue Samtjackett, die Röhrenhosen), zeigt sich spätestens bei den Encores, die er mit Verschmitztheit spielt, hier ein wenig Enescu, dort ein bisschen Jazz. Dennoch bleibt eine Reserve, sich dem großen Jubel anzuschließen. Sicher, Ciobanu zeigt mit seiner Werkauswahl, was er zeigen zu müssen glaubt. Über mangelnde Punkte auf der Virtuositätsskala kann sich niemand beschweren. Doch setzt das ganz und gar russisch-rumänische Programm, die dicht gepackte, dramaturgisch wenig durchdachte Nummernfolge mit Werken von Silvestri, Enescu, Mussorgsky, Prokofjew, Skrjabin und Strawinsky vor allem auf Masse, Kraft und gutmütige Zirzensik.

Demgegenüber legt Daniel Ciobanu in den leggiero-Passagen (Silvestris „Baccanale“, Mussorgskys „Gnom“ oder den „Tuilerien“) eine Unkultiviertheit an den Tag, die fast unangenehm berührt. Man wäre gespannt, ihn mit Haydn oder Chopin zu hören; es ist offenkundig nicht leicht, von schwerem Geschütz in leichtere Gefilde auszuscheren, sich in allen Dimensionen des Klavierspiels zu disziplinieren.

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