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Die beiden "Easy Rider" Peter Fonda, links, und Dennis Hopper

© imago/Prod.DB

Peter Fonda ist tot: Für immer Easy Rider

Seine berühmteste Rolle als Captain America wurde er nie los, und auch nicht den großen Schatten des Vaters. Ein Nachruf auf Peter Fonda.

Es ist schon einige Jahre her, da war Peter Fonda wieder einmal in Berlin, und zufällig hatte er Geburtstag. Das reicht bei anderen Zelebritäten gerade zur Erwähnung in den Gesellschaftskolumnen der lokalen Presse, nicht so bei „Captain America“. Plötzlich tauchten Hunderte von Bikern aus ganz Deutschland vor seinem Hotel auf, dessen Management einen Einfall der Hell’s Angels vermutete. Dabei waren alle ganz harmlos, hatten Rosen und eine Geburtstagstorte mitgebracht, drehten mit ihrem Star ein paar Runden, ließen sich Helme und Tanks signieren. So hat es Peter Fonda jedenfalls erzählt.

Einmal Easy Rider, immer Easy Rider. Manche Schauspieler werden ihre berühmteste Rolle einfach nicht los. Sean Connery, der wahre Bond, hat es vergeblich und mit Bravour versucht, und auch Peter Fonda ist das Image des kiffenden Rebellen auf Rädern lange nicht losgeworden, hat sich anfangs darüber geärgert, dann seinen Frieden damit gemacht. Aber der Groll blieb, dass seine anderen Filme lange Zeit kaum jemand sehen wollte. Und davon gab es eine ganze Menge.

Rebellisch allein durch seinen Lifestyle

Allerdings, was heißt schon Rebell! Captain America, der im Woodstock-Jahr, vor genau einem halben Jahrhundert also, erstmals über die Leinwände der Welt rollte, war keiner, der mit gereckter Faust und flatterndem Transparent gegen das Establishment aufbegehrte, sondern rebellisch einfach durch seinen Lebensstil. Kein Handelnder, sondern ein beiläufig Beobachtender, dabei obercool schon durch die auf Bike und Klamotten verteilten „Stars and Stripes“-Insignien. Einer, der mit seinem Kumpel, gespielt von Dennis Hopper, der auch Regie führte, einfach die Weiten der USA durchquerte und sich den Tag gut sein ließ – ein Hassobjekt aber für das etablierte Bürgertum und den vor Lynchmord nicht zurückschreckenden Bodensatz der Gesellschaft. Ein für kleines Geld von Fonda produzierter Independent-Film, der die Studiobosse schon deswegen misstrauisch machte, aber ein Riesenerfolg – mehr noch: eine Legende.

Und was sagte Papa Henry Fonda dazu, als er „Easy Rider“ vorgeführt bekam: „Das wird dem Publikum nicht genügen, mein Sohn.“ So hat es dieser später in einem „Spiegel“-Interview verraten. Ohnehin, das Verhältnis der beiden war in Interviews ein stetes Thema. Peter Fonda ist dem nicht ausgewichen, obwohl es doch überaus privat war. Ein problematisches Verhältnis, das ist bei einem, der für seine Autobiografie den Titel „Don’t say Dad“ wählte, nicht weiter überraschend. Henry, das war der mit Oscar-Nominierung und -Prämierung hochdekorierte Großschauspieler, der auf die beruflichen ersten Schritte des Sohnes einen übergroßen Schatten warf. Der auch als Vater nicht gerade von herzlich-fürsorglichem Wesen war, vielmehr abweisend und streng, wenn er überhaupt bei seinen vielen beruflichen Verpflichtungen je mal zu Hause war. Nicht, dass Peter Fonda seinen Dad nicht geliebt hätte, aber auf sein Werben um Zuneigung kam eben leider wenig zurück. Von aufmunterndem Lob ganz zu schweigen.

Mit „Ullee’s Gold“ gelang ihm ein Comeback

Dabei wurde Peter Fonda schon 1961 bei seinem Broadway-Debüt als vielversprechendes Talent mit dem New Yorker Critics Award bedacht, damals war er 21. Erste Filmauftritte folgten, darunter 1966 in „The Wild Angels“ die Hauptrolle als Anführer einer Motorradgang. An den Riesenerfolg von „Easy Rider“, als Schauspieler, Produzent und – mit einer Oscar-Nominierung geehrter – Drehbuchautor, konnte Peter Fonda nie anschließen, anders als Jack Nicholson und Dennis Hopper, wenngleich dieser schon durch seinen ausgiebigen Drogenkonsum in geringerem Maße

Doch nach Jahrzehnten, als Fonda zumindest hierzulande kaum noch mehr war als ein Mythos, eine allerdings zähe Erinnerung an einen coolen Typen auf einem unbequemen Chopper, gelang ihm doch noch ein furioses Comeback als Imker mit Problemen in „Ullee’s Gold“. Dafür gab es 1998 erneut eine Oscar-Nominierung, als Hauptdarsteller. Und er, der ein entschiedener Gegner des Vietnam-Krieges gewesen war, spielte nun einen Veteranen, der es mit einer ganzen Drogenbande aufnimmt –und gewinnt.

Am Freitag ist Peter Fonda mit 79 Jahren gestorben, neun Jahre nach seinem „Easy Rider“-Kumpel Dennis Hopper. Eine Fortsetzung, wie ihm oft vorgeschlagen worden war, wollte er nie drehen. „Es ist doch hier nicht wie bei ,Dallas’, wo Bobby erschossen wird und dann war es nur ein Traum“, hatte er 2004 im Tagesspiegel geulkt. Auch als Berater für ein Remake wollte man ihn engagieren: „Ich habe dann immer nur geraten: Lass es sein.“ Aber für eine Rolle als Alt-Biker in der Roadmovie-Komödie „Wild Hogs“ von 2007 ließ er sich dann doch überreden. In die deutschen Kinos kam der Film mit anderem, passenderem Titel:„Born to be Wild“.

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