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Hausgast. Der Cellist Johannes Moser ist zur Zeit „Artist in focus“ beim RSB.

© courtesy of the artist

Ivan Ivan Repušic dirigiert das RSB: Oh, wie schön ist Istrien

Freundlich, fast zu freundlich: ein Konzertabend mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester und dem Cellisten Johannes Moser

Ivan Repušik und das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin entführen, wie es so gern heißt, ihr Publikum in schönere Gefilde, in diesem Fall nach Istrien. Als Einleitung zu einem Konzertabend, der mit der furchterregenden „Symphonie fantastique“ von Hector Berlioz enden wird, gibt es die wunderbar instrumentierte, formal glänzend austarierte „Istarska suita“ des kroatischen Komponisten Natko Devcic.

So geht es geradezu erholsam los in der Phiharmonie, mit den Pendelklängen eines dahinschwebenden „Präludiums“, dem fein gestalteten Springtanz „Poskomnica“ (längst zeigt sich Repušics Meisterschaft am Pult, das In-sich-Ruhen, sein präziser Zugriff auf das Orchester). Alsdann sieht der 1914 geborene Komponist ein „Wiegenlied“ vor, gesungen über einem schorfig harmonisierten Untergrund von Streicherklängen, schließlich ein Finale, in dem ein zünftiges Ostinato in den Bässen den orchestralen Apparat gleichsam von unten aus anschiebt.

In allen Dimensionen gehorcht dieser Konzertteil den guten Regeln eines klassischen Programms. Vor allem aber stimmt er erwartungsfroh für den Auftritt von Johannes Moser, der gegenwärtig Hausgast des RSB ist, im Marketingdeutsch „Artist in focus“. Moser übernimmt die Solopartie in William Waltons Cellokonzert. Und wie er jetzt spielt, ohne Klimbim oder romantisches Brummen, dagegen mit ruhiger Verve bei den vielen kadenzartigen Einlassungen, das gibt Anlass genug, sich auf die weiteren Berliner Auftritte des Cellisten in den kommenden Wochen zu freuen. Allein der zuckersüße Abschlusstriller, den das Orchester ihm nicht auftrumpfend abnimmt wie im klassischen Solokonzert, sondern mit einem sanft weiterplätschernden Klangbad... Für die Zugabe setzt sich Moser gleich mit in die Cellogruppe, nicht ohne den gut besetzten Saal schon einmal zum Kammermusikabend am 9. Mai ins Kühlhaus einzuladen.

Fehlt nurmehr die „Symphonie fantastique“: Repušics freundliche Art steht ihr zunächst gut zu Gesicht, zumal die Bläser wunderbare Solostellen spielen. Nach einiger Zeit aber wünscht man sich doch mehr Maliziösität, denn der kroatische Dirigent, gegenwärtig Generalmusikdirektor in Hannover und seit wenigen Jahren Chef des Münchner Rundfunkorchesters, kann selbst in den letzten beiden Sätzen kein Wässerchen trüben.

Das "Dies irae" hat seine Gotteslästerlichkeit längst aufgegeben

Hatte Hector Berlioz hier noch die Hinrichtung seines musikalischen Helden imaginiert und ihn zuletzt in den grausigen Traum einer Walpurgisnacht entsendet, so ist jetzt nur noch gepflegte symphonische Musik zu hören. Mit einem „Dies irae“, das seine Gotteslästerlichkeit längst aufgegeben hat und ganz und gar in das aseptische Reich orchestraler Motiv-Inventare übernommen ist.

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