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Das Leiden eines Champions: der Däne Jonas Vingegaard.  

© Netflix

Netflix-Serie zur „Tour de France“: Im Herzen des Pelotons

Nach der Formel 1 gewährt Netflix nun hautnahe Einblicke in Teams und Fahrer der Tour de France. Kritische Distanz gehört nicht zu den Stärken des Formats.

| Update:

Die unterschiedliche Bedeutung der Tour de France in Frankreich und Deutschland wird in der am 8. Juni startenden Netflix-Serie bereits im Titel deutlich: In der französischen Version heißt die achtteilige Dokumentation übersetzt „Tour de France – Im Herzen des Pelotons“, in Deutschland geht das Format erheblich distanzierter als „Tour de France: Im Hauptfeld“ ins Rennen.

Für die Dokuserie hat Netflix mit dem Tour-Veranstalter ASO und dem französischen Fernsehen zusammengearbeitet. ASO-Geschäftsführer Yann Le Moënner verspricht den Fans der Tour „einzigartige Einblicke hinter die Kulissen“. Für die französische Netflix-Managerin Dolores Emile bietet die Serie eine „einzigartige Gelegenheit, in die Geschichten der inspirierenden Charaktere einzutauchen“.

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Hinter dem Format steht das gleiche Produktionsunternehmen, das für Netflix bereits die Formel-1-Reihe „Drive to Survive“ umgesetzt hat. Entsprechend folgt die Tour-de-France-Serie dem gleichen Muster. Die jeweils neue Staffel bildet den kompletten Wettbewerb des Vorjahres ab. In diesem Fall von den Vorbereitungen der Teams und Fahrer über sämtliche 21 Etappen vom Grand Depart in Kopenhagen bis zum Finale in Paris. Während dieser Zeit werden acht der insgesamt 22 Teams begleitet – bis hinein in den Teambus oder auf die Massageligen nach den jeweiligen Etappen. Im Fokus stehen unter anderem die Teams Jumbo-Visma, Quick-Step, die französischen Teams AG2R Citroën und Groupama-FDJ sowie Bora-hansgrohe aus Deutschland.

Ihr seid Soldaten, Krieger, Gladiatoren.

Marc Madiot, der Chef des französischen Teams Groupama-FDJ, gilt als brodelnder Vulkan, der von Zeit zu Zeit explodiert und seinen Emotionen lautstark Luft macht.

Das ganze Ausmaß der Dramen verdichtet sich dabei mitunter in einer einzigen Etappe, wie der von Lille nach Arenberg mit ihren vielen Pavés. In dieser Kopfsteinpflasterhölle kann die Tour zwar nicht gewonnen, aber verloren werden.

Die Netflix-Doku konzentriert sich an diesem Tag auf das Jumbo-Visma-Team. Mit Jonas Vingegaard und Primuz Roglic hat es nicht nur einen, sondern gleich zwei Leader im Team und zudem noch mit Wout van Aert einen Top-Sprinter. Doch erst muss Vingegaard gleich mehrfach das Rad wechseln, dann stürzt Roglic. „Jetzt können wir einpacken und nach Hause fahren“, resigniert Grischa Niermann. Dem sportlichen Leiter ist die Panik ins Gesicht geschrieben. Dennoch kämpft das Team bis zur Ziellinie. „Der Schmerz zeigt uns, wer wir sind. Wenn man trotz der Opfer und des Leidens immer weitermacht, dann kann man möglicherweise gewinnen“, heißt es an einer Stelle der Dokumentation.

Die Liebe zum Sport, das Leid der Sportler, die Ausbrüche der Teamchefs, aber auch Rückblicke auf die Doping-Vergangenheit des Radsports erzeugen den Eindruck, hautnah in das Geschehen einzutauchen. Tatsächlich lässt eine Dokumentation wie diese so manche Teamentscheidung verständlicher erscheinen. In jedem Fall weckt die Mischung aus konzentriertem Drama mit folgenschweren Stürzen und immer wieder neu erweckter Leidenschaft die Vorfreude auf die am 1. Juli in Bilbao beginnende 110. Austragung der Frankreich-Rundfahrt.

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