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Oldtimer. Neil Young zeigt sich gern mit Cowboyhut.

© Angela Weiss/AFP

Neil Young gegen US-Präsident: Meine Stimme bekommt Trump nicht

Neil Young stand nicht immer auf Seiten des liberalen Amerikas. Gegen Donald Trump bezieht er klar Position - unter anderem mit einem Politsong.

Wie ernst es Neil Young mit seiner radikalen Ablehnung von Donald Trump meint, bewies er erst kürzlich. Der 1945 im kanadischen Toronto geborene Sänger und Gitarrist nahm die US-Staatsbürgerschaft an. Er wolle, so die Begründung, im November 2020 gegen Trump stimmen können. In diesem Wahljahr ist Young der wortgewaltigste und wütendste Antipode von US-Präsident Donald Trump in der amerikanischen Musikszene.

Und er legt weiter nach. Diesmal auf künstlerischer Ebene: Der 74-Jährige veröffentlichte am Freitag einen 14 Jahre alten, umgeschriebenen Politsong unter dem Titel „Lookin’ For A Leader 2020“ im Netz. Versehen mit dem Kommentar: „Ich lade den Präsidenten ein, dieses Lied bei seiner nächsten Kundgebung zu spielen. Ein Lied über die Gefühle, die viele von uns heute gegenüber Amerika haben.“

Dieser Einladung wird der Amtsinhaber wohl kaum folgen. Der Songtext ist ein unmissverständlicher Appell, am 3. November die oppositionellen Demokraten zu wählen. Das Lied mit Youngs typischem Fistelgesang, Akustikgitarre und Mundharmonika, war ursprünglich auf dem Album „Living With War“ (2006) erschienen.

Der neue Text lässt keinen Raum für Interpretation: „Ja, wir hatten Barack Obama / und wir bräuchten ihn jetzt dringend / der Mann, der hinter ihm stand / muss irgendwie seinen Platz einnehmen“, singt Young mit Blick auf den demokratischen Präsidentschaftsanwärter Joe Biden. Und über Trump: „Amerika hat einen Anführer / der Mauern um unser Haus baut / der ,Black Lives Matter’ nicht kennt / und wir haben eine Stimme, um ihn abzuwählen.“

Statt eines Präsidenten, der sich „in seinem Bunker versteckt“, wünscht sich der Musiker im Weißen Haus einen Politiker „mit großer Geisteshaltung“. Auch die von Trump angestoßene Debatte über eine Verschiebung der Abstimmung wegen der Corona-Pandemie oder dessen Zweifel an der Briefwahl sind eingeflossen: „Wir haben unsere Wahl / aber Korruption hat eine Chance“, befürchtet Young.

Nach 9/11 legte er ein patriotisches Album vor

Dabei war der schon jahrzehntelang in Kalifornien lebende Rockstar keineswegs immer auf der Seite des liberalen Amerikas. Nach dem 11. September 2001 hatte ausgerechnet der Alt-Hippie mit „Are You Passionate?“ ein patriotisches Album vorgelegt, das viele seiner linken Anhänger irritierte.

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Bis heute nehmen sie ihm auch die vorübergehende Parteinahme für den republikanischen Ex-Präsidenten Ronald Reagan übel. Doch spätestens mit „Living With War“, das sich mit Liedern wie „Impeach The President“ explizit gegen George W. Bush richtete, gewann er die liberalen Herzen zurück. Auch Youngs Engagement für notleidende Landwirte („Farm Aid“), die Rechte der „Native Americans“ oder den Umwelt- und Naturschutz dürften dabei geholfen haben.

Singen für Trump will kein Star

Momentan führt der Rockstar auch eine Koalition von Künstlern an, die mit juristischen Mitteln gegen Trump vorgeht – wegen ungefragter Verwendung von Songs durch dessen Wahlkampf-Team. So wurden im Juni bei einer Kundgebung in Tulsa die Songs „Rockin’ In The Free World“ und „Devil’s Sidewalk“ gespielt.

Mit deutlichen Worten distanzierte sich Young danach: „Stellt Euch vor, wie es sich anfühlt, „Rockin’ In The Free World“ zu hören, nachdem dieser Präsident gesprochen hat – als wäre es sein Titelsong. Ich habe ihn nicht dafür geschrieben“.

Eine Klage wegen Urheberrechtsverletzung begründete Young damit, dass er es nicht erlauben könne, dass seine Lieder „für eine spalterische, un-amerikanische Kampagne von Ignoranz und Hass“ benutzt werden. Auch Elton John, Mick Jagger oder Lionel Richie wehren sich dagegen, dass ihre Musik ohne Zustimmung verwendet werden darf.

Selbst die gegenseitige Begeisterung der Superegos Kayne West und Trump lässt nach. West möchte auch Präsident werden. Singen für Trump will kein Star. Schon bei seiner Vereidigung 2017 konnte der 45. Präsident der Vereinigten Staaten lediglich die bei einer Castingshow-Show zweitplatzierte 16-jährige Jackie Evancho fürs Vortragen der Nationalhymne gewinnen. (mit dpa)

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