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Gastfreundlich. Der Zuschauerraum der Komischen Oper in der Behrenstraße.

© Gunnar Geller/Komische Oper

Ab 2018: Mehr Geld für Berlins Opern

Aus dem Hauptstadtfinanzierungsvertrag erhält die Berliner Opernstiftung ab 2018 zehn Millionen Euro. Was die Häuser mit dem Geld vorhaben.

Als im Frühjahr der neue Hauptstadtfinanzierungsvertrag verhandelt wurde, erklärte sich die Bundesregierung überraschenderweise bereit, nicht nur finanziell bei den Berliner Philharmonikern mit einzusteigen, sondern auch bei der Berliner Opernstiftung. Bislang war das mit Hinweis auf den Föderalismus stets abgelehnt worden. Es gab lediglich die Zusage von 200 Millionen Euro für die Sanierung der Staatsoper, aber keine Zuschüsse für den laufenden Betrieb der Häuser. Mit einer Ausnahme für Daniel Barenboim. Dem hatte einst Gerhard Schröder persönlich die „Kanzlerzulage“ für die Staatskapelle zugesichert: 1,8 Millionen Euro pro Jahr, so lange, wie der Maestro Unter den Linden wirkt.

Für die Vertragsperiode, die am 1. Januar 2018 startet, erweist sich Kulturstaatsministerin Monika Grütters nun also als Wohltäterin für alle drei Musiktheater. Die satte Summe von zehn Millionen Euro stellt der Bund der Opernstiftung pro Jahr zur Verfügung. Mit Stiftungsdirektor Georg Vierthaler als Moderator konnten sich die Intendanten relativ schnell darüber einigen, wie der Kuchen intern verteilt werden soll. 2,6 Millionen Euro gehen an die Deutsche Oper, 500 000 Euro an die Komische Oper, die Staatsoper erhält 3,6 Millionen Euro, wobei drei Millionen direkt für die Staatskapelle bestimmt sind.

Die Restsumme von immerhin 3,3 Millionen Euro dient dazu, künftige Tarifsteigerungen der Beschäftigten bezahlen zu können, ohne dafür die künstlerischen Etats angreifen zu müssen, wie das in der Vergangenheit oft der Fall war.

Deutsche und Komische Oper tun sich schwer mit konkreten Antworten

Will man jedoch wissen, wie die Häuser den ihnen zugefallenen Geldsegen ausgeben wollen, stößt man nur bedingt auf Auskunftsfreude. Deutsche Oper und Komische Oper beantworten die Anfrage des Tagesspiegels zunächst mit ausweichend-bürokratischen Formulierungen wie „strukturelle Unterfinanzierung“ und „allgemeiner Mehrbedarf“. Erst auf insistierende Nachfrage hin ist Konkreteres zu erfahren: Da sind im Fall der Komischen Oper zum Beispiel die allseits gelobten Operettenprojekte, bei denen es sich ja oft um Ausgrabungen handelt. Um ein vergessenes Werk wieder spielfähig zu machen, müssen oft ganz neue Orchesterarrangements hergestellt werden. Und das kostet. Ebenso wie die Beschäftigung eines Extra-Chors bei szenisch besonders groß angelegten Projekten.

Und dann steigen natürlich auch die Gagen für Gastsängerinnen und -sänger genauso konstant wie die Lebenshaltungskosten. Um das auszugleichen, werden ebenfalls die neuen Mittel verwendet.

Aus der Deutschen Oper ist ein großer Batzen fürs Orchester reserviert. Ob die Instrumentalisten allerdings einen neuen, besser dotierten Haustarifvertrag bekommen oder ob mit dem Geld neue Stellen finanziert werden, steht bisher nicht fest. Die übrigen 1,4 Millionen Euro sollen Haushaltslöcher stopfen. Obwohl das Charlottenburger Musiktheater mit 1800 Plätzen die größte Institution der Stiftung ist, muss sie in der Tat mit geringeren Subventionen des Landes auskommen als die Staatsoper. Dank des Bundesgeldes ist für die Deutsche Oper der Betrieb nun wieder auskömmlich finanziert.

Digitalisierung sowie Kinder- und Jugendbereich - die Staatsoper investiert in die Zukunft

Sehr detailliert fällt die Antwort der Staatsoper auf die Frage nach der Verwendung des Bundesgeldes aus, bereits bei der ersten Anfrage. Gestärkt werden sollen beispielsweise die Vermittlungsarbeit im Kinder- und Jugendbereich sowie die Digitalisierung des Opernhauses mit dem Ziel einer vereinfachten Zugänglichkeit für alle.

Hier ist schon die Handschrift des künftigen Intendanten Matthias Schulz zu erkennen. Der Kulturmanager hält sich zwar noch diplomatisch bedeckt, was seine ästhetisch-künstlerischen Präferenzen betrifft. Dass er aber ganz vorne mit dabei sein will, wenn es darum geht, wie Oper im 21. Jahrhundert ihr Publikum erreichen kann, zeichnet sich jetzt schon ab.

Ronny Unganz, der Geschäftsführer der Staatsoper, rechnet mit einem Anstieg der Betriebskosten um 1,3 Millionen Euro pro Saison – im Vergleich zum Exil im Schillertheater. Teilweise kann das durch erhöhte Ticketeinnahmen eingespielt werden, es wird aber wohl auch etwas vom Bundesgeld nötig sein, um nicht ins Minus zu rutschen.

Die Staatsoper betont, dass in den drei Millionen Euro für die Staatskapelle die 1,8 Millionen aus der „Kanzlerzulage“ bereits inbegriffen sind. Zusätzlich fließen also „nur“ 1,2 Millionen in das Orchester, das Extra für Maestro Barenboims Truppe wächst also um ein weiteres Stückchen.

Gehaltserhöhungen wird es jedoch nicht geben. Gestärkt werden soll unter anderem die Arbeit der Orchesterakademie, also das Trainee-Programm für besonders begabte Hochschulabsolventen. Nach der universitären Ausbildung lernen sie in der Orchesterakademie die Herausforderungen der Praxis kennen, indem sie Unterricht von den erfahrenen Kollegen erhalten, aber vor allem auch selber bei Aufführungen im Orchestergraben sitzen.

Und weil die Größe eines Orchesters im Vergleich zur Konkurrenz immer ein wichtiger Prestigefaktor ist, will die Staatskapelle 600 000 Euro investieren, um derzeit gesperrte Positionen wieder neu besetzen zu können. 136 Planstellen hat Barenboims Orchester offiziell, sieben mehr als die Berliner Philharmoniker.

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