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Mit seiner Haltung zum Balkankrieg machte sich Handke viele Feinde.

© AFP/Francisco Leong

Literaturnobelpreis 2019: Der sture Naturbursche Peter Handke

Das Schaffen des österreichischen Autors schwankte schon immer zwischen skandalös und filigran. Jetzt wurde er mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.

Umstritten, verehrt, geheimnisumwoben: Der heute 76-jährige Österreicher war in den sechziger Jahren mit großem Aplomb auf die literarische Bühne getreten. Peter Handke legte sich mit der Gruppe 47 an, den führenden Schriftstellern der Zeit, und sein Theaterstück „Publikumsbeschimpfung“ war eine programmatische Ansage. Er setzte sich mit dem Wesen der Sprache auseinander und der Frage, was überhaupt ein Theaterstück sei.

Mitte der siebziger Jahre begann er seinen Stil der lyrischen Innerlichkeit zu entwickeln, in Büchern wie „Die Stunde der wahren Empfindung“ und „Die linkshändige Frau“. Handke machte eine schwere Krise durch, reiste durch die Welt und ließ sich 1990 bei Paris nieder. Er schrieb etliche Theaterstücke, die Claus Peymann auf die Bühne brachte, und arbeitet mit dem Filmregisseur Wim Wenders zusammen („Der Himmel über Berlin“).

Strittige Haltung zum Balkankrieg

Der filigrane Poet machte sich zum Feindbild und löste einen Skandal aus, als er 1996 einen Reisebericht unter dem Motto „Gerechtigkeit für Serbien“ veröffentlichte. Hand schlug sich auf die Seite des Kriegsverbrechers Slobodan Milosevic und trat auch bei dessen Beerdigung als Redner auf. Es ist nicht einfach, seine zarten, wehmütigen Naturbeschreibungen, seine tief empfundene Poesie mit seiner Rolle im Balkankrieg in Einklang zu bringen.

Im vergangenen Jahr präsentierte das Deutsche Literaturarchiv Marbach Handkes Notizbücher: 221 Bände, 33.000 Seiten aus den Jahren 1975 bis 2015, „vielstimmige Unendlichkeiten“ des Alltags, wie der Tagespiegel schrieb. Ein manischer Weltbeobachter, ein Schrat, politischer Sturkopf, letztlich ein Kärntner Naturbursche, der mit der Zivilisation ringt.

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