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Jaimie (Margaret Qualley) und Marian (Geraldine Viswanathan) haben heiße Ware im Kofferraum.

© Courtesy of Working Title / Focus Features/Universal/ Working Title / Focus Features

Lesbische Krimi-Komödie „Drive Away Dolls“: Schlingerfahrt über Witz-Schlaglöcher

Ethan Coen hat ohne seinen Bruder Joel, aber mit seiner Frau Tricia Cooke ein Roadmovie gedreht, das leider nur halb wo lustig ist, wie es sein könnte.

Als Tricia Cooke Ende der Achtziger ein Praktikum bei den Filmemacher-Brüdern Coen absolvierte, fragte Ethan sie recht bald nach einem Date. Sie schauten sich „Drugstore Cowboy“ an, doch mehr wollte Cooke nicht: „Ich habe ihm gesagt: ,Ich bin eine Lesbe. Ich bin nicht interessiert’“, erinnerte sich die 58-Jährige kürzlich in einem Interview.

Aus Freundschaft wurde dann doch mehr, die beiden heirateten 1993, bekamen zwei Kinder und Cooke arbeitete unter anderem als Editorin bei diversen Coen-Filmen mit.

Sie identifiziert sich weiterhin als queer, hat neben Coen auch noch eine Partnerin. Zusammen mit ihm schrieb sie allerdings das Drehbuch zu „Drive-Away Dolls“, das ursprünglich mal den Titel „Drive-Away Dykes“ trug.

Allerlei Bedenken – unter anderem, weil Dykes teils noch als Schimpfwort gebraucht wird – führten zu der Umbenennung. Wobei „Dolls“ als Bezeichnung für zwei junge Frauen eigentlich deutlich problematischer ist, selbst wenn es ironisch selbstermächtigend gemeint sein sollte.

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Leider holpert es auch sonst gewaltig in dieser in den neunziger Jahren angesiedelten Geschichte über die Freundinnen Jaimie (Margaret Qualley) und Marian (Geraldine Viswanathan), die zusammen ein Auto von Philadelphia nach Tallahassee überführen. Frauen-Aufreißerin und Großmaul Jaimie arbeitet eine Route aus, die an zahlreichen Lesbenbars vorbeiführt, denn auf dem Weg nach Florida soll möglichst viel Sex für sie und Langzeit-Single Marian rumkommen.

Der Plan funktioniert nur für sie selbst, denn Marian ist chronisch schüchtern und muss dann schon mal lesend in der Motel-Lobby warten, während sich Jaimie im gemeinsamen Zimmer vergnügt. Das entfacht in der lakonisch-lahmen Umsetzung allerdings keinerlei Humorfunken, genauso wenig wie die anschließenden Auto-Dialoge, bei denen man sich mitunter fragt, weshalb die beiden überhaupt befreundet sind.

Trottelige Gangster

Noch enervierender geht es in dem Wagen zu, der den Frauen irgendwann folgt, weil sie unwissentlich die heiße Ware eines Gangsterbosses durch die Gegend kutschieren. Die trotteligen Typen bilden ebenfalls ein ungleiches Duo, das sich die ganze Zeit auf absurde Weise gegenseitig niedermacht. Wie alle Gangster in „Drive-Away Dolls“ wirken die beiden, als hätten Joel und Ethan Coen sie sich ungefähr zur Zeit von „No Country for Old Men“ ausgedacht und dann doch lieber von ihren Festplatten verbannt.

Und so schlingert das Roadmovie, bei dem Tricia Cooke – übrigens ohne Credit – auch Co-Regisseurin war, von einem Humorschlagloch in den nächsten Witzgraben. Ganz selten einmal gelingen wirklich lustige Szenen wie die Knutschparty eines Fußballteams, an der Jaimie und Marian teilnehmen. Hier blitzt für einen Moment die Erinnerung an Neunziger-Lesben-Komödien wie Jamie Babbits „But I’m a Cheerleader“ auf, die Cooke und Coen offenbar inspiriert haben. Allerdings können sie damit genauso wenig mithalten wie mit jüngeren Werke des Genres, etwa „Booksmart“ oder „Bottoms“.

Dass es Emma Seligmans herrlich überdrehter „Bottoms“ in Deutschland nicht in die Kinos geschafft hat, ist noch einmal extra bedauerlich, wenn man sieht, wie angestrengt sich „Drive-Away Dolls“ mit einem Haufen Sexszenen sowie völlig deplatzierten Psychedelic-Episoden (zu Funkadelics „Maggot Brain“ – eine Idee von Miley Cyrus, die im Film ein Cameo hat) wichtig macht.

Bleibt zu hoffen, dass zumindest „Love Lies Bleeding“, der gerade auf der Berlinale lief, hierzulande startet. Obwohl es keine Komödie ist, gibt es in dem wilden Genremix mit Kristen Stewart als lesbischer Gym-Managerin mehr zu lachen als bei dem Blechschaden von Cooke und Coen.

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