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Eigenblut sieht gut aus, macht Spaß und schmeckt nach Erdbeerbrause. Die Freigabe des Dopings könnte so ganze Wirtschaftszweige beleben.

© dpa

Satire: Irrer Radsport-Wahnsinn!: Legalize the Epo

Nach Lance Armstrongs Dopinggeständnis fragt sich die Welt: Ist der Radsport noch zu retten? Wahnsinn! sagt ja und stellt vier Lösungsansätze vor.

Gebt das Eigenblut frei

Anstatt Doping (wirkungslos) zu verbieten und zu tabuisieren, sollte man es legalisieren. Das könnte sogar einen neuen Reiz bringen: So wie bei der Formel 1 Jahr für Jahr diskutiert wird, mit welchen Kniffen die Rennställe die Wagen tunen, können die Radsportfans debattieren, mit welchen Medikamenten die Fahrer aufgemöbelt werden. So wären Boxenstops zum Dopingauffrischen ebenso denkbar wie Strafminuten für besonders wirksame Mittel. Als Nebenevent zur Tour de France könnte man ein Radrennen der Dopingkuriere organisieren. Wo bleibt da die Vorbildfunktion?, fragen da vielleicht Moralpostel. Aber wer vollgepumpte Radfahrer vom Sattel kippen sieht, der weiß: auch abschreckende Vorbilder erfüllen ihren Zweck.

Prävention

Im Kampf gegen verbotene Substanzen im Radsport kann die Suchthilfte zum Vorbild werden. Zur Prävention könnte man Kampagnen wie „Keine Macht dem Doping“ oder „Dopingmittel – nur lustig, wenn man sie nicht selbst nimmt“ bei Jugendlichen starten, die über falsche Freunde mit dem Fahrradfahren anfangen. Schon Dreiräder sollten mit Warnaufklebern versehen werden. Bei wem es zu spät ist, wer ohne Radtrips nicht mehr leben kann, dem helfen vielleicht Fixerstuben an der Strecke und die Aushändigung der Dopingmittel in Kontaktläden, dazu Spritzenautomaten in Fahrradgeschäften, Erste-Hilfe-Kits für zerstochene Arme (sogenannte „Flick-Sets“), Methadonprogramme mit Epo-Ersatzstoffen (Energiedrinks? Liebe? Heroin?) oder Selbsthilfegruppen wie zum Beispiel die Anonymen Armstrongs.

Dieser Mann verabscheut Armstrongs Dopingpraktiken. Er trinkt stattdessen jeden Abend zwei Flaschen Whiskey mit einem Spritzer Rohrreiniger. Das macht zwar nicht schnell, ist dafür aber völlig legal.

© AFP

Weniger ist mehr

Anstatt ständig die Tourdistanzen zu erweitern, immer steilere Bergetappen zu fahren und ständig Rekorde zu jagen, die fast nur noch mit Doping zu erreichen sind, sollte sich der Radsport darauf besinnen, dass weniger manchmal mehr ist. Je anspruchsloser die Strecke, desto geringer der Leistungs- und Dopingdruck. Am besten sollte die Tour de France nur noch vom Eiffelturm zur Champs-Élysées gehen, auf Damenrädern, mit Dreigangschaltung. Auch vor Stützrädern sollte nicht zurückgeschreckt werden. Wer zu schnell fährt, wird von Aufsichtspersonen am Gepäckträger festgehalten. Und am Ende bekommt jeder einen Pokal, wie auf der Walldorf-Schule. Dann muss auch keiner mehr schummeln.

Ergometer

Die Radfahrer fahren künftig in einem Fitnessstudio auf Ergometern. Über Schläuche werden sie an Geräte angeschlossen, die ständig ihre Blutwerte kontrollieren. So müssten Fans nicht mehr stundenlang in der Sonne oder im Regen warten, dass ihr Idol vorbeirast, sondern könnten sich mit einem Bier daneben stellen. Wenn die Lampe am Gerät leuchtet, riskieren die positiv getesteten Radfahrer nicht nur den Zorn des Fernsehpublikums, sondern auch der angetrunkenen Fans neben sich. Die Radfahrer könnten zudem, vor einer blauen Wand platziert, durch Bluescreen-Technik in virtuelle Welten versetzt werden, auf einmal wären eine Tour de Mars, Circuit de Meeresgrund oder sogar die Fahrt durch Mittelerde möglich. Als Ersatz für die Dopingstimulanz könnten stampfende Technorhythmen und ein metrosexueller Animateur in zu engen Radlerhosen dienen. (LdR)

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