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Dominique Gonzalez-Förster: „Exotourisme“ (2002) am Stand von Esther Schipper.

© Andrea Rossetti/VG Bild–Kunst, Bonn 2021

Kunstmesse artemonte-carlo: Wenn es Tophändler zu den Superreichen zieht

Die Messe artmonte-carlo zeigt im monegassischen Grimaldi Forum Qualität im Boutiqueformat.

Maskenpflicht hin, Fieber messen am Eingang her: Die Stimmung auf der Vernissage des „Salon d’art“ der artmonte-carlo ist heiter bis euphorisch – bei den 26 angereisten Galeristen gleichermaßen wie bei Sammlern und geladenen Gästen. Am Abend beim Eröffnungsdinner im Restaurant Cipriani konnte Messedirektor Thomas Hug schwärmen: „Voilà, wir sind zurück, alle sind glücklich, und es gab schon Reservierungen und Verkäufe!“

Klein und fein und mit einem weit gedehnten Preisspektrum zwischen 1500 und 2,5 Millionen Euro spiegelt die fünfte Ausgabe der Messe mit großzügigen Ständen und einer „best of“-Werkauswahl von Tophändlern, darunter Kamel Mennour, Franco Noero, Templon, Perrotin, Almine Rech, White Cube oder Waddington Custot die Ambitionen der Veranstalter wider: „Wir wollen die französische Riviera zu einem Kunst-Hotspot entwickeln“, so der gebürtige Genfer Hug. Bereits 2012 gründete er die Muttermesse artgenève, nun arbeitet er daran, für die Messegesellschaft Palexpo einen weiteren Standort in Moskau zu etablieren.

Exklusive Orte wie St. Moritz und Zuoz locken mit Kunst

Pandemiebedingt „verschoben, aber nicht aufgehoben“, ist die geplante Art Moscow ein weiteres Symptom für die globale Kulturisierung exklusiver Orte und Gegenden wie St. Moritz und Zuoz im Engadin, Verbier im Wallis oder Gstaad im Berner Oberland.

Außerhalb der Schweiz werden die Côte d’Azur und die Region Provence-Alpes-Côte d’Azur mit der Villa Arson in Nizza, der Foundation Maeght und der neuen CAB Foundation in Saint-Paul-de-Vence, der Fondation Carmignac auf der Insel Porquerolles und dem gerade eröffneten Kunstareal Luma Arles der Schweizerin Maja Hoffmann zu Pilgerstätten der Kunstgemeinde.

In den USA ist zum Beispiel Southampton ein Museort der Supervermögenden, denen immer mehr Galeristen mit der Gründung neuer Dependancen nah bleiben. Mit Investitionen von vielen Millionen Euro und Dollar in außergewöhnliche, auch geschichtsträchtige Immobilien, in Gebäude für Ausstellungen und Sammlungen plus die dazugehörigen nachhaltig wirtschaftenden Hotels, Restaurants und Shops reichern Milliardäre ihr Kapital nun um den Faktor Kunst und Kultur an. Auf diese Weise schaffen sie zusätzliche eine intellektuelle und emotionale Wertigkeit jenseits üblicher Luxussymbole und Tourismusattraktionen.

Iwan und Manuela Wirth mit neuer Galerie in Monaco

Als eine der ersten setzten Iwan und Manuela Wirth sowie Partner Marc Payot das multidimensionale Potenzial von Kunst als materielles und geistiges Kapital ein. Ihr Imperium besteht inzwischen aus 16 Standorten, inklusive des an diesem Wochenende eröffnenden Menorca auf der Isla del Rey am Hafen von Mahon und der gerade eingeweihten Galerie in Monaco.

Zentral am Place du Casino in einem Gebäude der Architekten Rogers Stirk Harbour + Partners gelegen, präsentiert die Galerie in einem 290 Quadratmeter großen, unterirdischen Raum Arbeiten ihrer ikonischen Künstlerin Louise Bourgeois, dazu eine monumentale Spider-Skulptur im angrenzenden Park. Auf der Messe zeigt Hauser & Wirth wie die meisten Kollegen eine Auswahl bewährter Arbeiten, darunter eine großartige Videoinstallation der Schweizer Multimediakünstlerin Pipilotti Rist (175 000 US-Dollar).

[Bis 17. Juli, www.artmontecarlo.ch]

Bereits in den ersten Stunden verkaufte Esther Schipper aus Berlin Arbeiten von Ann Veronica Janssens und Etienne Chambaud und erzählte strahlend, wie sehr sie es genieße, wieder einmal physisch auf einer Messe zu sein. Werke zu Preisen zwischen 6000 und 60 000 Euro werden generell am schnellsten gehandelt; solche über 200 000 wie eine gigantische verspiegelte Wandarbeit von Adam Pendleton bei Pace oder gar in Millionenhöhe wie für die erlesenen seltenen Keramiken von Lucio Fontana bei Robilant + Voena beanspruchen hingegen mehr Zeit.

Insgesamt macht die Messe Lust auf eine Normalisierung des Betriebs. Nun richten sich alle Hoffnungen auf die Art Basel, die Mitte September in Basel eröffnen will.

Eva Karcher

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