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Hoffen, warten, spielen: Musizierende aus Bolivien.

© Timo Kreuser

Kulturszene in der Corona-Krise: Gestrandete Bolivianer in Brandenburg

25 junge Menschen aus Bolivien waren für ein Musikprojekt nach Deutschland gekommen. Jetzt sitzen sie im brandenburgischen Rheinsberg fest.

Es sollte eine ganz besondere Aufführung werden beim „MaerzMusik“-Festival im Haus der Festspiele: Das Orquesta Experimental de Instrumentos Nativos aus Bolivien, das zeitgenössische Musik auf traditionellen Instrumenten spielt, wollte zusammen mit dem Berliner Vokalensemble Phönix16 auftreten. 

Vor 14 Tagen reisten die 25 jungen Musikerinnen und Musiker an, um gemeinsam mit ihren deutschen Kolleginnen und Kollegen in der Musikakademie Rheinsberg nördlich der Hauptstadt zu proben. 

Doch dann vereitelte die Corona-Krise alle Pläne. Erst musste das Festival abgesagt werden, dann wurden die Grenzen dicht gemacht – und die Musikerinnen und Musiker aus Bolivien sitzen in Rheinsberg fest. „Die Situation ist absolut irreal“, berichtet Sonia Lascène, die Produktionsmanagerin des Projekts, im Telefongespräch mit dem Tagesspiegel. 

Kein Geld für Rückholaktion

„Äußerlich erscheint alles toll, die Sonne scheint, wir sind in einem Schloss untergebracht, das malerisch an einem See liegt.“ Zudem haben sich die Berliner Festspiele als Veranstalter der „Maerzmusik“ bereiterklärt, weiterhin die Unterbringungskosten zu übernehmen.

Doch die teilweise minderjährigen Musikerinnen und Musiker aus Bolivien können die Zeit in der Idylle des Ruppiner Lands nicht genießen. Sie wollen so schnell wie möglich zurück in ihre Heimat. Sie stünden in ständigem Kontakt mit dem bolivianischen Botschafter in Deutschland, sagt Sonia Lascène, und auch das Auswärtige Amt kümmert sich intensiv um den Fall – bislang allerdings ohne Erfolg. 

Das arme Land Bolivien selber kann es sich nicht leisten, eine Rückholaktion zu finanzieren. Zwei Versuche, mit einem von Deutschland gecharterten Flugzeug nach Südamerika zu kommen, das von dort Deutsche zurückbringen soll, sind gescheitert.

Zu spät für Umweg über Madrid

„Zunächst hieß es, dass wir von Frankfurt am Main eine Maschine nehmen könnten, die nach Peru fliegt“, erzählt Sonia Lascène. Doch dann gab es die Information, dass die Situation in Lima extrem angespannt sei und darum nicht gewährleistet werden könne, dass die Bolivianer von dort sicher in ihr Land gelangen würden.

Am Donnerstag wird in Madrid eine Maschine starten, die sogar direkt nach La Paz fliegt, um Deutsche aus Bolivien auszufliegen. Doch es erwies sich für die 25 Musikerinnen und Musiker als unmöglich, rechtzeitig von Rheinsberg in die spanische Hauptstadt zu gelangen.

Hoffen, warten, musizieren

Nun bleibt also nur: hoffen und abwarten. 14 Tage sind die Gäste aus Südamerika nun schon in der Bundesrepublik, und sie sind alle gesund. Damit wären auch eventuelle Quarantänefristen eingehalten. Alle achten penibel darauf, sämtlich Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen genau einzuhalten im minimalen Kontakt mit den Mitarbeitern der Musikakademie, die sie mit Essen und anderen notwendigen Dingen versorgen.

Um nicht nur Trübsal zu blasen, musizieren die deutschen und bolivianischen Musikerinnen und Musiker zusammen, es sind sogar schon erste Aufnahmen für eine mögliche gemeinsame CD entstanden. Doch noch schöner wäre es für die Gäste aus Südamerika, wenn sie bald ihre Instrumente einpacken könnten, um nach Hause zu fliegen.

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