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Programmpunkt Libertalia.

© Edwin Husic

Kulturhauptstadt 2024: Zwischen Alpenromantik und Aufbruch 

Mit Bad Ischl Salzkammergut wird 2024 erstmals eine ländliche alpine Region zur Europäischen Kulturhauptstadt. Ein herausforderndes Unterfangen.

Von
  • Nicole Büsing
  • Heiko Klaas

Schroffe Berge, an Fjorde erinnernde Seen, fast zwei Dutzend, teils abgelegene Gemeinden und eine ganz auf den Rohstoff Salz fokussierte, 7000 Jahre zurückreichende Industriegeschichte bilden die Eckpfeiler der Region Salzkammergut, die ab Januar den Titel Europäische Kulturhauptstadt 2024 tragen wird. Mit dem eleganten Kurort Bad Ischl im Zentrum kommt eine legendäre Fremdenverkehrsstadt hinzu, die lange Zeit als Sommerfrische des österreichischen Hochadels und der feinen Wiener Gesellschaft diente.

Künstlerische Leiterin der Kulturhauptstadt ist die Kulturmanagerin Elisabeth Schweeger, eine gestandene und konflikterprobte Expertin, die im Bereich der darstellenden und bildenden Künste über jahrzehntelange Erfahrung verfügt. Schweeger war Chefdramaturgin am Bayerischen Staatsschauspiel und Intendantin des Schauspiel Frankfurt. Sie hat für die Documenta gearbeitet sowie 2001 den österreichischen Pavillon auf der Biennale Venedig kuratiert.

Was sie an der Aufgabe reizt, fasst sie so zusammen: „Ich finde diese Region besonders interessant, weil sie uns genau die Schwierigkeiten, die die Welt hat, nämlich in Frieden zu leben, aufzeigen kann. Es ist eine alpine Region, die von einer unglaublichen Vielfalt lebt, die ganz viele Möglichkeiten hat, sich weiterzuentwickeln, die eigensinnig und eigenwillig ist.“

Aus der Programmlinie „Macht und Tradition“: Das „Volxfest“.

© Franzi Kreis

Umschlagplatz für NS-Raubkunst

Die künstlerische Leiterin hat mit ihrem Team vier Programmlinien entwickelt. Die Aufarbeitung einer Geschichte, „die nicht immer angenehm ist“, so Schweeger, bildet einen der Schwerpunkte. In Kooperation mit dem Lentos Museum in Linz wird es eine dreiteilige Ausstellung unter dem Titel „Die Reise der Bilder“ geben, die sich mit der unrühmlichen Vergangenheit des Salzkammerguts als Umschlagplatz und Versteck von NS-Raubkunst beschäftigt.

Das Kammerhofmuseum in Bad Aussee untersucht die Verstrickungen des Kunsthändlers und NS-Profiteurs Wolfgang Gurlitt (1888-1965). Und die in Berlin lebende japanische Künstlerin Chiharu Shiota wird einen der beklemmendsten Orte der Region, den KZ-Gedenkstollen Ebensee, mit einer raumgreifenden Installation aus überlebensgroßen roten Kleidern ganz neu ins Licht rücken.

Salz, Wasser und Holz

Die Hauptausstellung findet im ehemaligen Sudhaus in Bad Ischl statt. Kurator Gottfried Hattinger versammelt hier rund 15 internationale Künstler:innen, die sich mit Salz, Wasser und Holz beschäftigen – somit den materiellen Triebkräften der Region. Daneben werden unter dem Motto „Art Your Village – Der fremde Blick“ etliche kleine Gemeinden zu Experimentierfeldern für künstlerische Interventionen.

Im Bereich Musik gibt es Kooperationen mit dem Bruckner-Jahr 2024, anlässlich des 200. Geburtstags des Komponisten. Geplant ist auch ein Theaterfestival unter Beteiligung vieler großer Bühnen Europas sowie Konferenzen zu Umweltthemen wie Klimawandel und Bodenversiegelung. Zusammen mit jungen Köchen und Jugendlichen aus der Region werden lokale Projekte entwickelt, die beispielsweise dem Aussterben der Wirtshauskultur entgegenwirken sollen.

Ich finde diese Region besonders interessant, weil sie uns genau die Schwierigkeiten, die die Welt hat, nämlich in Frieden zu leben, aufzeigen kann.

Elisabeth Schweeger, künstlerische Leiterin der Kulturhauptstadt Bad Ischl Salzkammergut

Denn auch darum geht es Elisabeth Schweeger: Das Globale mit dem Lokalen zu vernetzen, um für eine Region, die stark von der Abwanderung der Jungen betroffen ist, neue, über das Kulturhauptstadtjahr hinausweisende Perspektiven aufzuzeigen.

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