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Jury-Präsident Arno Lederer bei der Präsentation der eingereichten Entwürfe zum Museum der Moderne

© Jörg Carstensen/dpa

Kulturforum: Erste Siegerentwürfe des Museums der Moderne: Das Dach bleibt flach

Museum der Moderne: Eine Ausstellung zeigt erste Siegerentwürfe des Ideenwettbewerbs für den Bau am Berliner Kulturforum.

Muss das Museum von morgen unbedingt ein Kubus sein? Kann der Neubau für das Museum der Moderne tatsächlich die Rettung für das unwirtliche Areal am Kulturforum werden? Schafft ein einzelnes Gebäude es überhaupt, die zersplitterte Situation zwischen Staatsbibliothek, Philharmonie, St.-Matthäus-Kirche und der Piazzetta vor der Gemäldegalerie zu harmonisieren? Genau das haben der Bund und die Bauherrin, die Staatlichen Museen zu Berlin, als architektonische Aufgabe diktiert, die „städtebauliche Einbindung“ am Kulturforum. Die ist ebenso essenziell wie die Forderung, die Sichtbeziehungen zu den Nachbarn – Mies van der Rohes Nationalgalerie und Hans Scharouns Philharmonie – nicht zu zerstören.

Die Freude war groß in Berlin, als Kulturstaatsministerin Monika Grütters im November 2014 verkündete, dass der Bund 200 Millionen Euro für ein neues Museum am Kulturforum bereitstellt. Lange war über dessen Notwendigkeit gesprochen worden. Die Neue Nationalgalerie, die mittlerweile wegen Renovierung geschlossen ist, leidet seit Jahrzehnten unter Platzmangel, große Teile ihrer Kunstbestände des 20. Jahrhunderts verschwanden im Depot. Auch die Privatsammler Pietzsch, Marx und Marzona verlangten nach angemessenen Präsentationsräumen für ihre Schenkungen an die Nationalgalerie. Jetzt, nur gut ein Jahr später, liegen die ersten Entwürfe für den Neubau an der Potsdamer Straße, zwischen Neuer Nationalgalerie und Philharmonie, vor. Und schon mischt sich die Vorfreude mit Skepsis.

Bis Mitte März kann in den Ausstellungshallen im Kulturforum begutachtet werden, wie sich Architekten aus Berlin und aller Welt das „Museum des 20. Jahrhunderts“, kurz M 20, vorstellen. Es war viel von Bescheidenheit die Rede bei der Eröffnung der Ausstellung. Bescheidenheit ist, gerade in der Ideenfindungsphase eines solchen Projekts, aber nicht der beste Ratgeber. Das zeigte ein erster Rundgang durch insgesamt 460, freilich noch recht rohe Architekturentwürfe, von denen zehn von einer Jury als besonders herausragend prämiert wurden.

Eine internationale Architekturikone hat sich nicht beteiligt

Die Entwürfe sind das Ergebnis eines internationalen Ideenwettbewerbs, den Kulturstaatsministerin Monika Grütters und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ausgelobt haben. Explizit waren auch Büros ohne größere Referenzen im Museumsbau aufgefordert, sich zu beteiligen. Man wollte auch unkonventionelle Gedanken einsammeln. Kleine, kreative Büros haben sich beteiligt, das ist nicht das Problem. Was fehlt: die Ikone, die eine spektakuläre Idee – die die Staatlichen Museen ja auch bewusst nicht bestellt haben und die die Jury auch nicht ausgewählt hat.

Die zehn Sieger zeigen verschiedene und bis auf eine Ausnahme recht dezente Varianten, monolithische Solitäre, Ensemble- und Riegellösungen. Entwurf 1006 schlägt einen lang gestrecktes, relativ niedriges Gebäude entlang der Potsdamer Straße vor, aus rohem Beton mit wenigen kleinen Öffnungen. Dahinter erstreckt sich eine Freifläche mit mehreren Baumalleen, die im Prinzip bis zur Piazzetta am Kulturforum führt. Das sieht vernünftig aus und macht Sinn, die unwirtliche Fläche zwischen St.-Matthäus-Kirche, Philharmonie und Kunstbibliothek könnte so eine neue Aufenthaltsqualität erhalten. Entwurf 1031 will auf dem Baufeld vier kompakte, unterschiedlich hohe Kuben verteilen, samt einem sechsgeschossigen Turm an der Potsdamer Straße. Auch zwei weitere Büros würden gerne punktuell in die Höhe bauen. Andere bleiben bewusst flach. Eine Variante umschlingt das Baufeld in einem viereckigen Band und sieht den Haupteingang an der Neuen Nationalgalerie vor. Die meisten Büros verlegen die Präsentation der Kunst komplett oder teilweise in den Untergrund. Die Sicht von der steinernen Piazzetta am Kulturforum auf die gegenüberliegende Staatsbibliothek bliebe bei diesen Varianten erhalten. Allerdings duckt sich das Museum dann auch irgendwie weg. Da spielt Demut vor den Architekturikonen der Nachbarschaft eine Rolle. Oder hat auch die Anforderung, dass das komplette Kulturforum städtebaulich integriert werden muss, freie Gedankenflüge verhindert?

„Genug Ideen fürs Kulturforum?“ lautete der Titel einer Podiumsdiskussion, die den Beginn der Ausstellung begleitete. Laut Ausschreibung hätte die Jury 20 der 460 eingegangenen Vorschläge auszeichnen können. „Die zehn prämierten Entwürfe liefern die wesentlichen Ideen“, sagt jedoch Arno Lederer, Architekt aus Stuttgart und Vorsitzender der Jury. Die Bilanz des Wettbewerbs fällt auch aufseiten der Juroren und Verantwortlichen recht nüchtern aus. „Die Einreichungen zeigen, dass eine Vielzahl an Möglichkeiten denkbar ist“, so Lederer.

Die Aufgabenstellung soll nun mithilfe der vorliegenden Ideen für die nächste Runde präzisiert werden. Die prämierten Architekturbüros aus Berlin, Spanien, China oder der Schweiz, deren Namen aufgrund des anonymen Verfahrens den Entwürfen noch nicht zugeordnet sind, erhalten je 26 000 Euro Preisgeld und dürfen am Realisierungswettbewerb im Frühsommer 2016 teilnehmen. Die Staatlichen Museen zu Berlin werden als Bauherrin dazu außerdem zwölf handverlesene „Museumsspezialisten“ direkt einladen, das werden die großen Namen der Szene sein. Weitere 20 internationale Architekturbüros sollen über ein Bewerbungsverfahren hinzugezogen werden. Für die Ideengeber vom Anfang wird es schwer, sich dann noch durchzusetzen.

Kulturforum, bis 13.3., Di/Mi, Fr 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhr, Sa/So 11–18 Uhr

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