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Das Zentrum für darstellende Künste in Yangliping besteht im Wesentlichen aus einem weit schwingenden Dach aus Stahl.

© Jin Weiqi

Kulturbauten des Büros Zhu Pei: Entwürfe kommen nicht aus dem Computer

Das chinesische Büro Zhu Pei achtet auf die Einbettung seiner Bauten in die lokale Kultur und berücksichtigt das Klima vor Ort. Das Aedes Architekturforum zeigt Beispiele.

Von Bernhard Schulz

Erneut gastiert ein Architekturbüro aus China im Aedes Architekturforum. Zhu Pei, ausgebildet vor allem an der renommierten Tsinghua Universität in Beijing, gründete sein Atelier im Jahr 2005. Sein Arbeitsgebiet umfasst Kulturbauten aller Art. Bei Aedes werden sechs Projekte gezeigt, fünf fertiggestellte in der oberen Halle, eines im Entwurfsstadium im Eingangsraum.

Bereits vor sieben Jahren war das Studio Zhu Pei bei Aedes zu Gast, und manches, was damals noch im Entwurfsstadium gezeigt wurde, ist jetzt als fertiges Bauwerk zu bewundern. Etwa das Kaiserliche Ofenmuseum in Jingdezhen, der „Porzellanhauptstadt“ Chinas.

Seit 1.700 Jahren wird die begehrte Ware hergestellt. Zu Zeiten der Ming- und Qing-Dynastien wurden Porzellane aus Jingdezhen nach Europa geliefert, wo man sich für dieses Luxusgut regelrecht verzehrte. An die 9000 Brennöfen soll es in der Stadt gegeben haben, die zuvörderst den kaiserlichen Hof belieferten. Während der Aufstände des 19. Jahrhunderts weitgehend zerstört, haben archäologische Grabungen die einstigen Produktionsstätten wiederentdeckt.

Das Kaiserliche Ofenmuseum in Jingdezhen, der „Porzellanhauptstadt“ Chinas.

© schranimage

Das Ofenmuseum ist um solche Ausgrabungen herum gebaut. Zhu Pei bedient sich der uralten Techniken des aus Ziegeln gemauerten, bogen-, aber nicht halbkreisförmigen Ofengebäudes. Mehrere dieser röhrenförmigen Strukturen bilden das Museum, das ungeachtet des heißen Klimas der Stadt ohne Aircondition auskommt. Zhu Pei achtet auf den Lauf der Sonne wie auf die vorherrschende Windrichtung, um seine Bauten angenehm zu durchlüften.

Beide Grundprinzipien seiner Entwurfsarbeit kommen im Ofenmuseum zur Anschauung, er nennt die den „Zweifachen Weg der ,Architektur der Natur'“: zum einen die Verwurzelung in der lokalen Kultur und den örtlichen Traditionen, zum anderen die Berücksichtigung von Klima und Topographie der konkreten Örtlichkeit. Beides zusammen sichert dem Bauwerk Nachhaltigkeit im weitesten Sinne.

So handelt denn die Ausstellung bei Aedes weniger vom Vorzeigen der geschaffenen Bauten, als von einer Einstimmung auf die Entwurfshaltung und ihr leitenden Prinzipien. Dazu zählt, wie Zhu Pei im Gespräch erläutert, dass der Entwurf von Hand kommt und nicht aus dem Computer, dass Zeichnungen und Modellstudien den Weg bis zur Bauausführung beschreiben.

„Wenn wir mit den Händen arbeiten“, erläutert Zhu Pei, „wissen wir, ob wir den Entwurf tatsächlich bauen können.“ Sein Büro zähle unter 20 Mitarbeiter, um genau diesen Entwurfsweg beschreiten zu können. Die meisten Mitarbeiter sind ehemalige Studenten, vertraut mit den Ansichten des Prinzipals.

So schön das Ofenmuseum in seinem Erscheinungsbild recycelter, vielfach zerbrochener Ziegel sein mag, ist Zhu Pei doch nicht auf nur ein Material fixiert. Das Kunst- und Kulturzentrum des Shou-Landkreises ist in Beton ausgeführt und streng rechteckig, doch mit einer ausgefeilten Raumorganisation im Inneren, einer Art Stadt in der Stadt. Beim OCT Kunstzentrum tragen Natursteinwände gekurvte Betondächer, und beim Zijing-Konferenzzentrum, das aus Gruppen paralleler Bauten mit konkaven und konvexen Dächern besteht, besticht das Spiel mit dem durch Spalte in Dach und Außenwänden einfallenden Licht.

Das Zentrum für darstellende Künste in Yangliping wiederum besteht im Wesentlichen aus einem weit schwingenden Dach aus Stahl mit einer Unterverkleidung aus hölzernen Latten. Ansteigende Sitzreihen winden sich aus dem überdachten Bereich ins Freie und unterstreichen so die Verbindung von offenem und geschütztem Raum inmitten der gegebenen klimatischen Bedingungen. Architektur nicht auftrumpfend, sondern sich einpassend in die Gegebenheiten, sowohl der Natur wie der kulturellen Überlieferung, das ist die Essenz der Bauweise von Zhu Pei.

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