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Virtuoser Krachmacher. Soundkünstler Tim Hecker.

© Emily Berl

Konzert im Funkhaus Nalepastraße: Tim Hecker, Star der Breitwand-Elektronik

Der Kanadier Tim Hecker ist ein Meister des sphärischen Sound Design. Im Funkhaus Nalepastraße präsentiert er sein neues Album „Konoyo“.

Es ist streckenweise ein absurdes Schauspiel, das im Funkhaus Nalepastraße beim Auftritt des kanadischen Elektronikmusikers Tim Hecker zu beobachten ist. Der Großteil des Publikums blickt auf eine völlig mit Trockeneis zugenebelte Bühne und fast nichts. Andere hocken mit geschlossenen Augen auf dem Boden oder spielen mit ihren Handys herum.

Offensichtlich ist es der reine Sound, der die Zuhörenden bei diesem Konzert überwältigen soll. Sound, der einen dafür schier erdrückt und ausreichend unterhält, hat Tim Hecker freilich genug anzubieten. Es grollt und pfeift gewaltig bei ihm. Mit seinen mächtigen Klangskulpturen ist er in den letzten Jahren zu einem der Stars der Breitwand-Elektronik geworden. Verglichen wird er gerne mit dem kürzlich gestorbenen Jóhann Jóhannsson, mit dem er auch regelmäßig zusammengearbeitet hatte. Jóhannsson war zuletzt ein gefeierter Soundtrack-Produzent („Arrival“), und auch Heckers Musik kann man sich hervorragend zu dystopischen Science-Fiction-Filmen mit apokalyptisch anmutenden Landschaftsaufnahmen vorstellen.

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Sein aktuelles Album „Konoyo“, das er in Berlin präsentiert, ist in Tokio entstanden. Dort hat er mit japanischen Gagaku- Musikern zusammengearbeitet. Gagaku ist eine traditionelle höfische Musik, in der auch spezielle Instrumente zum Einsatz kommen. Westen trifft Osten, Elektronik Handgemachtes, Moderne Klassik, diese Gegensätze scheinen Hecker interessiert zu haben. Auch nach Berlin hat er drei Gagaku-Musiker mitgebracht, die unter dem Namen The Konoyo Ensemble auftreten. Wenn sich der Nebel kurzzeitig einmal lichtet, erkennt man sie schemenhaft.

Das Georgel, das Hecker seinem Maschinenpark entlockt, verbindet sich auf eigentümliche Weise mit den Flötentönen der Gagaku-Musiker und dumpfen Gongklängen. Wenn mal wieder die Wände des Funkhauses wackeln oder ein dumpfes Klirren den Raum erfüllt, weiß man irgendwann nicht mehr so recht, ob das nun an den Klangfrequenzen Heckers liegt oder ob gerade ein Gagaku-Musiker gehörig Dampf gibt. Eine gute Stunde lang wird durchgedröhnt und am Ende verbeugen sich vier Gestalten vor einem ermatteten Publikum.

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