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Karl Heinz Wahren lebte seit 1953 in Berlin.

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Komponist Karl Heinz Wahren gestorben: Neue Musik ist für alle da

Er kannte keine stilistischen Berührungsängste: Im Alter von 88 Jahren ist der Berliner Komponist Karl Heinz Wahren gestorben.

Er wollte mit seinen Kompositionen stets ein möglichst breites Publikum erreichen. Die abstrakt-atonalen Avantgarde der Nachkriegszeit, die bei Fachfestivals in Donaueschingen und Darmstadt gefeiert wurde, war darum seine Sache nicht. Inspiration fand Karl Heinz Wahren eher im Jazz. 1933 in Bonn geboren und in Gera aufgewachsen, kam er 1953 zu Studium nach Berlin und gründete hier 1965 mit Gleichgesinnten die „Gruppe Neue Musik“. Die sah sich als eine Art Selbsthilfeverein für junge Komponisten, die innerhalb des etablierten Musiklebens noch nicht Fuß fassen konnten. Erklärtes Ziel der Gruppe war es, die Kommunikation mit den Zuhörern zu suchen, um zeitgenössische Werke verständlich zu machen, auch durch unkonventionelle Präsentationsformen.

Und Karl Heinz Wahren war durchaus erfolgreich in diesem Bemühen. Als einen Komponisten, „der dann und wann ganz gern, wenn auch nicht ohne Skrupel, im Grenzbereich zwischen E- und U-Musik vagabundiert“, bezeichnete ihn der Tagesspiegel und konnte immer wieder berichten, dass seine „vitale, komplexe und doch eingängige Musiksprache“ bei den Uraufführungen „starken Beifall“ hervorrief. Stücktitel wie „Auf der Suche nach dem verlorenen Tango“,  „Brandenburgische Revue“ oder „Suite nach Bildern von Otto Dix“ künden von Wahrens Weg zwischen Populärem und Intellektuellem.

Volker Ludwig schrieb ihm ein Libretto

1976 konnte er an der Deutschen Oper Berlin erfolgreich sein erstes Musiktheaterwerk herausbringen: Zusammen mit dem Chefdramaturgen des Hauses, Claus H. Henneberg, hatte er Guy de Maupassants Novelle „Boule de Suif“ (Fettklößchen) als Sujet gewählt. 1987 folgte – als Auftragswerk der Berliner Festspiele zum 750. Jubiläum der Stadtgründung – die satirische Oper „Goldelse“ auf ein Libretto von Grips-Theater-Gründer Volker Ludwig. 1992 schrieb Wahren die Filmmusik für „Ich und Christine“ von Peter Stripp mit Götz George und der blutjungen Christiane Paul in den Hauptrollen, 1995 inszenierte Götz Friedrich an der Deutschen Oper Wahrens Neufassung der Operette „Die schöne Galathée“.

Neben seiner kompositorischen Arbeit war Karl Heinz Wahren aber auch als Lobbyist aktiv, von 1981 bis 2003 saß er im Aufsichtsrat der Urheberrechtsgesellschaft Gema, von 1990 bis 2004 war er Präsident des Deutschen Komponistenverbandes. Im Alter von 88 Jahren ist er jetzt in seiner Wahlheimat Berlin gestorben.

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