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Walter Womackas gebäudehohes Glasbild entstand 1964. Heute ist im ehemaligen Staatsratsgebäude die European Shool for Management and Technology (ESMT) untergebracht.

© imago/Christian Ditsch/imago stock&people

Kolumne Berliner Trüffel, Folge 30: DDR-Staatskunst aus Glas

Die Farbenpracht der Arbeiterbewegung. Walter Womackas Propaganda-Glasbild im Foyer des ehemaligen Staatsratsgebäudes.

Eine Kolumne von Gunda Bartels

Auffliegende Friedensstauben auf gelbem und blauem Grund. Und gleich daneben entschlossen dreinblickende, aufständische Soldaten und Matrosen mit Gewehren in der Hand und Munitionsketten um den Hals. Für Walter Womacka, einen der Staatskünstler der DDR, war das kein Gegensatz.

Sein meterhohes Glasbild „Darstellungen aus der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung“ erfüllt die Treppenhalle des ehemaligen Staatsratsgebäudes am Berliner Schlossplatz mit farbigem Licht. Und setzt der eleganten Foyerverkleidung aus weißem Meißner Porzellan die Wucht repräsentativer sozialistischer Propaganda entgegen.

2012 wurde das Glasbild „Darstellungen aus der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung“ saniert.

© imago/Christian Ditsch/imago stock&people

Obwohl das sachliche Sechziger-Jahre-Gebäude aus rotem Rhyolit, in dessen Fassade ein Portal des gegenüberliegenden Berliner Schlosses prangt, seit Jahren Sitz der European School of Management and Technology (ESMT) ist, kann man das Foyer betreten (tgl. 8-22 Uhr) und die Kunst am Bau aus DDR-Zeiten auf sich wirken lassen.

Im Rahmen der regelmäßigen Führungen (Termine und Anmeldung unter esmt.berlin/de/veranstaltungen/historische-fuehrungen) ist noch mehr an Kunst und Ausstattung sehen.

Eine freundliche Aufsichtskraft weist an diesem Tag zusätzlich mit ironischem Unterton auf „Margot Honeckers Rosen“ draußen im Garten hin. Die allerdings könnten mehr Dünger gebrauchen.

Natürlich transportiert das zentral platzierte Paar der Frau im schwingenden roten Kleid mit Blumen im Arm und des jungen Arbeiters, der ein barfüßiges Kind auf dem Arm trägt, die Ideologie des glücklichen Sozialismus. Dessen eingedenk, lässt sich die schnittige Ästhetik von Womackas Heldenszenen beim Treppenhauswandeln trotzdem mit Gewinn betrachten.

Als spannendes Zeitzeugnis und Bilderreigen eines versunkenen Deutschlands, dessen Kunst am Bau, wie beispielsweise auch Max Lingners Monumentalbild am heutigen Bundesfinanzministerium, seit einigen Jahren mit neuem Interesse gesehen wird.

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