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Kultur: Kinderkeller

Denzel Washingtons erste Regie: „Antwone Fisher Story“

Der amerikanische Tellerwäscher-Traum, es wird offenbar doch dann und wann wahr. Zum Beispiel Antwone Quenton Fisher: Einst ein gedemütigtes Pflegekind, schrieb der heute 44-Jährige eine Autobiografie, wurde zum Bestsellerautor, verfasste das Drehbuch seiner Geschichte und erobert nun Hollywood – und einen Star: Denzel Washington führt in „Antwone Fisher“ erstmals Regie. Und er hat sich auch gleich selbst besetzt – als Psychologe, der dem jungen Antwone, einem Gedichte schreibenden Matrosen der US-Navy, das Prügeln abgewöhnen soll. Begabter Waisenjunge trifft auf Therapeuten: Das kennt man aus Gus van Sants „Good Will Hunting“, nur dass die Akteure dort Weiße sind – und Washington verglichen mit Robin Williams denn doch eher als Papp-Psychiater durchs Ziel geht. Titelheld Derek Luke, ein offenkundig ausdrucksstarker Newcomer, kann sich in diesem Film noch nicht so recht entfalten – zum Ausgleich schenkt ihm Philippe Rousselots Kamera zahlreiche in schönes Licht getauchte Großaufnahmen. Während die Szenen um den erwachsenen Antwone eher schwächeln – inklusive einer konfliktfreien Liebesgeschichte (Joy Bryant als Cheryl) – , geraten die Rückblenden in Antwones Pflegefamilien-Kindheit zeitweilig sogar packend, mit Novella Nelson als prügelnder Pflegemutter. Mit der Fahrt auf ein verschlossenes Kellerfenster, aus dem die Klagelaute eines Kindes dringen, wagt es der Film dann sogar, sich in die Tabuzone Missbrauch vorzutasten. Nur das Thema Rassismus – das hat Denzel Washington aus seinem Erstling seltsam ausgebleicht.

In Berlin im Cinemaxx Colosseum und

Cinemaxx Potsdamer Platz (Originalversion)

Jens Hinrichsen

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