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Die neue BND-Zentrale in Mitte. Rund 4000 Mitarbeiter soll sie fassen.

© picture alliance / Paul Zinken/d

Jahrbuch des Bundesamts für Bauwesen: Der unstillbare Platzbedarf von Bundestag und Ministerien

Knapp eine Milliarde Euro hat die BND-Zentrale in Mitte gekostet. Das aktuelle Jahrbuch des Bundesamts für Bauwesen legt seinen Fokus auf den Megabau.

Eine große Einweihungsfeier gab es nicht, und auch „Tage der offenen Tür“ sind bei diesem Bauvorhaben ausgeschlossen. Der neue Hauptsitz des Bundesnachrichtendienstes (BND) im Norden des Bezirks Mitte ging stillschweigend in Betrieb. Dabei zählt der vom Berliner Architekten Jan Kleihues entworfene Riesenbau mit seinen 275 000 Quadratmetern Bruttogrundfläche zu den größten Bauten Berlins: Die gesamte Daimler City am Potsdamer Platz kommt auf 285 000 Quadratmeter. Die Baukosten für den BND-Sitz betragen 1,086 Milliarden Euro, wovon auf die reine Konstruktion knapp 780 Millionen Euro entfallen, 300 Millionen mithin auf die Gebäudeausrüstung des in dieser Hinsicht extrem aufwendigen Gebäudes.

Zu entnehmen sind die Zahlen der neuesten Ausgabe des Jahrbuchs „Bau und Raum“, das das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) jährlich als Tätigkeitsnachweis herausgibt (Eigenverlag, 192 S., 25 €). Das BBR fungiert als Bauherr für vom Bund bezahlte Bauvorhaben. In der Vergangenheit hatte sich erhebliche Kritik an der Arbeitsweise des Amtes angestaut. In ihrem Vorwort betont BBR-Präsidentin Petra Wesseler nun ausdrücklich, „welche Bedeutung der verbindlichen Bedarfsplanung und belastbaren Termin- und Kostenaussagen zu Beginn eines Projekts zukommen“. So versteht sich die ausführliche Darstellung des Vorhabens BND als Leistungsschau, zumal hinsichtlich der Qualität der Bauausführung, die der Öffentlichkeit verborgen bleiben muss.

Eine ganz eigene Ausführungsqualität war beim Laborbau des Robert-Koch-Instituts in Wedding gefordert. Hier werden „Krankheitserreger der höchsten Schutzstufe“ erforscht, wie beispielsweise Ebola-Viren. Henn Architekten (München/Berlin), die auch schon beim nördlichen Nebengebäude des BND zum Zug kamen, haben ein Gebäude in „Berliner Formensprache“ entwickelt: Rasterfassaden in Klinker mit gleichförmigen Fenstern, luftiges Foyer. Das Hochsicherheitslabor übrigens wurde als „Haus-in- Haus-Konstruktion komplett in Edelstahl“ in das Gebäude hineinkomponiert. Gesamtkosten hier: 124 Millionen Euro für 22 000 Quadratmeter.

Ansonsten zeugt das Jahrbuch vom unstillbaren Platzbedarf von Bundestag und Ministerien, denen auch im Berichtszeitraum weitere Bauten errichtet wurden. Dass auch das zukünftige Haus der Rosa-Luxemburg-Stiftung, die der Linkspartei nahesteht, mit reichlich zwanzig Millionen Euro aus dem Bundessäckel finanziert wird, erfährt der Leser en passant – gleich nach einem Beitrag über die Barenboim-Said-Akademie, bei der das BBR zwar nicht Bauherr, aber beratend tätig war. Gewiss der Ausführungsqualität zuliebe, auf die das BBR offenkundig mehr Wert legt denn je zuvor. Insofern hat die Kritik gefruchtet.

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