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Noch dürfen die Mädchen in Kandahar zur Schule gehen.

© AFP

Internationaler Frauentag: Kleine Polemik zu einem großen Tag

Groß ist die Kluft zwischen dem woken Westen und den Frauen in Staaten reiner Männerherrschaft. Daran sollte am Frauentag erinnert werden.

Ein Kommentar von Caroline Fetscher

Anachronistisch kann er schon wirken, der „Internationale Tag der Frau“. Nicht nur weil „die Frau“, strikt genderpolitisch aufgefasst, in der woken Sphäre nun eher „die als Frau gelesene Person“ heißen soll, und viele Erklärungen nötig wären, anstatt den Begriff so altmodisch und naiv zu verwenden, noch dazu tendenziell auch heteronormativ kategorisierend. Da gehen die Probleme schon los. Auch „international“ kann fragwürdig wirken. Ist das Ganze nicht eine westliche Erfindung, die einfach pauschal globalisiert wird?

Und überhaupt: Tag! Was ist mit der Nacht? Und müssten nicht, wenn schon, dann alle Tage und Nächte des Jahres dem Bewusstsein für die Lage der Frauen gelten, in Familien, bei Lohnarbeit und Gehältern, im Gesundheitssystem, in der Bildung und Ausbildung, der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, der Frage nach Schönheitsidealen, Altersdiskriminierung und Chancen?  

Gleichberechtigung ist das Ziel am Horizont, gleiche Rechte für die Geschlechter, wie in der UN-Charta der Menschenrechte verankert, wie in der Verfassung der Bundesrepublik von 1949 formuliert: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“, Artikel 3, Absatz 2. Fünf Wörter, ein Riesenprogramm, eine flächendeckende soziale und politische Baustelle. Immerhin: Eine von der Gesellschaft klar anerkannte Baustelle, auf der Frauen fast überall mitarbeiten.   

Blicken wir nach Afghanistan oder in den Iran. Wer wen als was liest ist dort keine Frage. Frauen und Mädchen sind in Afghanistan unter der Gender-Apartheid der Taliban wieder Menschen zweiter Klasse. Im Iran herrschen männliche Theokraten über den Staat, reichern - vermutlich - heimlich Uran an und wollen ohne Zweifel ihre Macht zementieren. Seit Wochen ist aus dem Iran zu hören, dass Mädchen mit Vergiftungserscheinungen aus ihren Schulen kommen.

Die Absicht ist völlig unverschleiert. Gewalt gegen Mädchen soll vom Schulbesuch abschrecken. Ob staatliche Akteure oder Terrorgruppen hinter den Giftanschlägen stecken scheint bisher ungeklärt. Überdeutlich wird hier in jedem Fall eines: Das Anreichern von Bildungschancen steht am Beginn jeder Emanzipation. Für feministische Außenpolitik, die Annalena Baerbock im Sinn hat, gibt es viel zu tun. Jeden Tag.    

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