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Mein Kind oder ein Monster? James Quinn Markey als Chris.

© Savage Productions

Horrorfilm „The Hole in the Ground“: Hilfe, mein Sohn isst Spinnen

Horror aus Irland: In „The Hole in the Ground“ wird eine Mutter mit der Frage gequält, wer ihr Kind wirklich ist.

Wie gut kennt man einen Menschen, mit dem man tagtäglich zusammen ist? Zumal, wenn es sich um das eigene Kind handelt, das sich ständig entwickelt und verändert? Könnte es sein, dass da plötzlich jemand völlig anderes ist, der dem eigenen Kind nur aufs Haar gleicht? In dem irischen Horrorfilm „The Hole in the Ground“ wird die alleinerziehende Mutter Sarah O’Neill (Seána Kerslake) von dieser Frage gequält.

Sarah und ihr Sohn Chris (James Quinn Markey) sind umgezogen, ein Neustart offenbar: Irgendwo im ländlichen Irland beziehen sie ein abgelegenes Haus am Waldrand. Die Narbe auf Sarahs Stirn, meist hinter ihrem Pony versteckt, lässt den Zuschauer ahnen, was sie hinter sich gelassen haben. Gesprochen wird darüber genauso wenig wie über vieles andere. Zum Beispiel darüber, dass sich die Nachbarin (gespielt von der Kaurismäki-Veteranin Kati Outinen), die eines Tages tot aufgefunden wird, unmöglich selbst mit dem Kopf im Boden eingegraben haben kann, so verwirrt sie auch gewesen sein mag. Vor vielen Jahren, erfährt Sarah, hatte die Frau ihren eigenen Sohn ermordet, weil sie überzeugt war, er wäre gegen ein fremdes Wesen vertauscht worden.

Eines Tages läuft Chris nach einem Streit in den Wald und Sarah stößt bei der Suche nach ihm auf ein riesiges, kraterartiges Loch – auch darüber wird sie mit niemandem sprechen. Als der Junge zurückkehrt, wirkt er verändert. Er schleicht sich nachts aus dem Bett, vergräbt geliebte Spielzeuge im Wald und ist nicht mehr albern und chaotisch, sondern höflich, penibel und seltsam distanziert.

Mythen von Wechselbälgern sind in der irischen Folklore fest verwurzelt und – nicht zuletzt von den Gebrüdern Grimm – gut dokumentiert. An sie knüpft „A Hole in the Ground“ ebenso an wie an die diversen Kinoadaptionen von Jack Finneys „Körperfresser“-Roman oder, in der jüngeren Vergangenheit, an Jennifer Kents „Der Babadook“. In dem australisch-kanadischen Indie-Horror-Hit von 2015 geht es ebenfalls um Mutter und Sohn, um die Verarbeitung von traumatischen Erlebnissen, von kindlichen und mütterlichen Urängsten. Wie bei „Der Babadook“ bleibt auch bei „The Hole in the Ground“ lange offen, ob die Ängste begründet sind oder sich der Horror bloß im Kopf der Protagonisten abspielt. Ist der Abgrund im Wald eine reelle Bedrohung? Frisst Chris tatsächlich Spinnen? Oder handelt es sich um die Visualisierung von Sarahs Entfremdungsgefühl, weil sie in ihm möglicherweise Charakterzüge seines Vaters entdeckt?

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Lee Cronin hält in seinem Erstlingsfilm all diese Fragen so lange wie möglich in der Schwebe. Eine dramaturgisch geschickte Ambivalenz, denn die tiefenpsychologische Ebene verleiht der Gruselgeschichte die nötige Komplexität. Irgendwann aber muss sich das Grauen konkretisieren, wenn die Konfrontation mit der Angst nicht bloß auf der Couch des Therapeuten stattfinden soll.

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