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Kultur: Herzenssache

Steffi Stangls Kunst-Labor in der Galerie im Turm.

Von weitem leuchtet dem Besucher das Licht der Kerzen entgegen, die Steffi Stangl auf einem alten Küchenschrank platziert hat. Ein besinnlicher Anblick. Doch dann klappert, zurrt und zischt der Raum aus allen Ecken. An den Wänden rotieren Propeller. Aus Pasteurpipetten tropfen Substanzen. Zwei Plastikkännchen gießen sich gegenseitig Wasser nach. Wer Stangls Ausstellung „Pericardium“ betritt, staunt erst einmal. Er befindet sich in einem chemischen Labor. Mit ihren Objekten erforscht die Berliner Künstlerin die Bedingungen der Schwerkraft und die Transformationsprozesse von Alltagsgegenständen. Der Küchenschrank bringt in diesem künstlerischen Science Lab eine neue Ebene ins Spiel. Anders als die rotierenden und tropfenden Exponate steht er fest. Bei näherer Betrachtung entpuppt er sich als okkulter Altar, gefüllt mit Ketten, Rosen, Krimskrams. Die an den Wänden hängenden Installationen scheinen aus den Tiefen seiner Fächer ausgebrochen zu sein. Da rotiert ein Turnschuh im Stroboskoplicht, Scheren bewegen sich aufeinander zu. Stangls Sammelsurium aus Wissenschaft und Kunst ist eine Wunderkammer. Der lateinische Begriff „Pericardium“ bedeutet „Beutel des Herzens“, ein Gewebe, das den menschlichen Herzmuskel umschließt und schützt. Stella Marie Hombach

Galerie im Turm, Frankfurter Tor 1, bis 12.1.2014, Di bis So 12 – 19 Uhr

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