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Numismatiker. Julius Friedländer (r.) im 1846/47 im Archiv in Rom.

© SMB

Berliner Münzkabinett feiert 150 Jahre: Geschichte in kleinen Stücken

Von der größten Münze der Antike bis zum winzigen Berliner Pfenning: Das Münzkabinett zeigt Schätze aus aller Welt - und feiert 150 Jahre Bestehen.

Das Banner, das an der Fassade des Bodemuseums für die Sonderausstellung „Menschen, Münzen und Medaillen. 150 Jahre Münzkabinett“ wirbt, ist fast größer als das Studienkabinett, in dem die Ausstellung zu sehen ist. Aber Münzen benötigen auch nicht so viel Platz. Die 100 Kilo schwere Goldmünze, die 2017 bei einem spektakulären Diebstahl aus dem Kabinett verschwand, ist da eher die Ausnahme. In vierzehn Vitrinen zeigt das Münzkabinett die Geschichte der Sammlung, die mit 540 000 Objekten zu den bedeutendsten Münzsammlungen weltweit gehört. Sie geht zurück auf die Kunstkammer der Kurfürsten von Brandenburg, die bereits 1649 mehr als 5000 antike Münzen besaßen. 1830 wurde das Münzkabinett der Hohenzollern den Königlichen Museen unterstellt.

Die erste Vitrine ehrt den Gründer und ersten Direktor der Numismatischen Gesellschaft Berlin (1843) Julius Friedländer. 1868 wurde er erster Direktor des Münzkabinetts. Ein Foto eines sowjetischen Sturmgeschützes vor dem halb zerstörten Kaiser-Friedrich-Museum erinnert an die Verwüstungen des Zweiten Weltkrieges. Die Rote Armee hatte aus den Tresoren des Pergamonmuseums die ganze Münzsammlung, das Archiv und die Bibliothek in die Sowjetunion geschafft. Erst 1958 wurden die Schätze zurückgegeben.

Münzen erzählen Geschichten

Vor dem Abtransport 1946 kam es zu Diebstählen, so verschwand auch die Dekadrachme aus Syrakus, die mit 35 Millimetern Durchmesser und 43 Gramm Gewicht die größte Silbermünze der Antike war. Nach siebzig Jahren ist diese Münze nun wieder in Berlin zu sehen. Eine Karte zeigt den abenteuerlichen Weg, den diese Münze nach 1945 bis in die USA und zurück nach Berlin genommen hat.

Darin liegt der eigentliche Wert von Münzen, sie können Geschichten erzählen. Sie helfen, Fundorte und Fundzusammenhänge zu datieren. Auftraggeber von Münzen waren Könige und Kaiser, Kirchenfürsten, Städte und Länder. Münzen dienten der Erleichterung des Handels und der Selbstdarstellung, somit der Machtdemonstration der Auftraggeber.

Eine kleine längliche Goldmünze mit dem Perserkönig Dareikos (425-375 v.Chr.) ist die älteste Münze in dieser kleinen Übersicht der Auftraggeber. Die Äbtissin Beatrix II. von Quedlinburg ziert einen Brakteat (1150-1160), eine einseitige silberne Pfennigmünze des Mittelalters aus dünnem Silberblech. Kurios ist die Dodekadrachme des thrakischen Stammes der Derronen (480-470 v. Chr.), auf der ein Stier, ein Helm und ein Mensch abgebildet sind. Winzig ist dagegen der Berliner Pfennig von 1621, kaum so groß wie der kleinste Fingernagel. Schwer wiegt im Beutel die große Zwei-Taler-Münze der Stadt Augsburg von 1625 mit einer Stadtansicht.

Auch digital zu sehen

Es gibt viel zu lesen in dieser kleinen Ausstellung, auf kleinen Etiketten in den Vitrinen, große Erklärtexte fehlen. Aber das Hinschauen lohnt sich trotzdem. Häufig werden Medaillen gezeigt, mit denen besondere Ereignisse oder Personen geehrt wurden. Münzen sind in erster Linie Gebrauchsgegenstände, auf denen ein langes Leben seine Spuren hinterlässt, Abnutzung und Zerstörung. Münzen wurden auch zu Schmuckstücken verarbeitet.

Seit dem 17. Jahrhundert wurden Münzen im Kabinett gesammelt, zwei Drittel der Sammlung kamen durch den Kauf von geschlossenen Sammlungen zustande. 1810 verzichtete Preußens König Wilhelm III. auf seine Sammlung und überführte sie in öffentlichen Besitz. 1868 bekam die ehemalige Münzsammlung der Hohenzollern ein eigenes Museum, das von der Akademie der Wissenschaften und verschiedenen Ministerien beaufsichtigt wurde. Genau vor 100 Jahren wurde es nach dem Untergang des Kaiserreiches den Staatlichen Museen zu Berlin übertragen.

Die Sonderausstellung zum Jubiläum läuft bis Oktober 2019. Wer mehr erfahren möchte, kann sich auf der Website des Münzkabinetts auf ikmk.smb.museum von über 34 000 digitalisierten Münzen das suchen, was ihn interessiert. So erschließt sich der Schatz von Berlin für die ganze Welt.

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