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Francesco Clemente: Der letzte Künstler, der bei Blain Southern in Berlin ausgestellt hat.

© Doris Spiekermann-Klaas

Galerie Blain Southern schließt: Ein herber Verlust

Die Galerie Blain Southern schließt ihre Räume auch in Berlin. Dort waren wichtige Künstler der Gegenwart zu sehen.

Nun ist es offiziell: Die Galerie Blain Southern, in Berlin zuletzt für spektakuläre Ausstellungen etwa von Jannis Kounellis, Chiharu Shiota, Jonas Burgert oder Francesco Clemente gefeiert, schließt. Die große Halle auf der Potsdamer Straße – Blain Southern hatte vor zehn Jahren die ehemalige Druckerei des Tagesspiegels gemietet und aufwendig umgebaut – ist bereits zu, die Mitarbeiter teils bei Kollegen untergekommen. Und wieder hat damit, so könnte man meinen, ein wichtiger player des Kunstmarktes das schwierige Berliner Pflaster verlassen. Doch die Krise reicht tiefer: Blain Southern gibt ganz auf.

Er habe sich, erklärt Harry Blain in einem persönlichen Statement, nach langer Überlegung dazu entschlossen. Ob London, New York oder Berlin: Keine der Dependancen bleibt erhalten, die lange, fruchtbare Kooperation zwischen Blain und seinem Kompagnon Graham Southern ist Geschichte.

"Es ist mir nicht möglich, die Zukunft der Galerie zu garantieren"

Vor zehn Jahren gründeten die beiden Briten die Galerie Blain Southern, doch schon davor waren sie mit Haunch of Venison in der Heidestraße nahe dem Hamburger Bahnhof präsent. Auch hier gab es ab 2002 bis zum Verkauf der Galerie an das Auktionshaus Christie’s sensationelle Ausstellungen etwa des chinesischen Künstlers Zhang Huan, der einen monumentalen Buddha aus gepresster Asche installierte. Damals hatten Blain und Southern noch an die Zukunft eines Galeriebetriebs geglaubt, wollten sich aber neu aufstellen. Diesmal liest sich Blains Begründung vergleichsweise ernüchtert: „Ich bedauere das sehr, doch es ist mir unmöglich, die Zukunft der Galerie auf lange Sicht zu garantieren.“

Die Galeriepartner hatten sich getrennt

Vorangegangen war allerdings die Trennung von Graham Southern, der sich bereits im Herbst 2019 aus den Geschäften zurückzog. In enger Zusammenarbeit mit den Künstlern, sagte Blain damals, werde er die Galerie neu strukturieren. Anschließend machten mehrere von ihnen – der Maler Sean Scully und die Brüder Jake und Dinos Chapman – öffentlich, dass sie sich nicht länger von Blain Southern vertreten lassen wollten.

Es scheint, als habe es auch schwerwiegende interne Differenzen gegeben. Doch darüber hinaus setzt die Schließung dieser global agierenden Galerie mit prominenten Künstlern im Programm, deren Werke teils locker die Millionengrenze überschreiten, ein Zeichen: Selbst die großen Namen scheitern an den Herausforderungen des Kunstmarktes im 21. Jahrhundert. Die Kosten für Räume und Messen steigen unaufhörlich, der Aufwand ist riesig, die Aussicht auf finanziellen Erfolg wie Roulette.

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Harry Blain reagiert darauf mit Rückzug. Vor allem für die Berliner Szene ist das ein herber Verlust: An dem großartigen Ort waren in den vergangenen Jahren Ausstellungen zu sehen, die Museen wie Kunstvereine geschmückt hätten. Auch von Künstlern und Künstlerinnen, die hier in der Stadt leben und international teils mit großen Solopräsentationen gewürdigt werden. Bloß Berlin hat keine institutionellen Orte, an denen Platz für sie wäre. Blain Southern hat diese Lücke – wie andere Galerien – lange geschlossen. Das ist nun vorbei.

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