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Helen Fares ist eine Psychologin und Moderatorin des SWR-Formats „Mixtalk“.

© IMAGO/Frederic Kern

Update

Für Israel-Boykott-App geworben: SWR entbindet Moderatorin von ihren Aufgaben

Helen Fares moderiert für den SWR das Format „Mixtalk“. In einem Instagram-Video spricht sie über den Boykott israelischer Produkte mithilfe einer App – nun hat der Sender reagiert.

| Update:

Helen Fares, Psychologin, Journalistin, Moderatorin des SWR-Formats „Mixtalk“ und gebürtige Leipzigerin mit syrischen Wurzeln, mochte bislang vor allem Schokomilch einer ganz bestimmten Marke. Das erzählt sie in einer Instagram-Story auf ihrem persönlichen Account, das derzeit für große Aufregung sorgt.

In dem Video aus einem Supermarkt berichtet sie, wie sie nach Alternativen dieses Produkt sucht – denn ihre Lieblings-Schokomilch stammt von einem Unternehmen, das auf einer Boykott-Liste für israelische Produkte steht.

Am Abend gab der SWR bekannt, dass er Helen Fares von ihren Moderationsaufgaben entbindet. Sie werde nicht mehr das digitale Dialog-Format „MixTalk” vom SWR moderieren, teilte der Sender mit. „Der SWR hat sie von ihren Moderationsaufgaben entbunden, nachdem sie wiederholt auf ihrem privaten Social-Media-Account extreme politische Positionen geäußert hat“, heißt es in der Mitteilung.

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Dem SWR sei es wichtig, dass der in Rede stehende Post nicht im Kontext einer Beschäftigung für den SWR entstanden ist. Der Sender habe sie darauf hingewiesen, dass für Moderatorinnen und Moderatoren eines Debattenformats zum Schutz der Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit der Sendung eine Pflicht zur Neutralität gelte. „Diese Neutralität ließ Frau Fares in ihren Social-Media-Aktivitäten vermissen.“

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In dem Video nutzt Fares eine App, die ein palästinensischer Software-Entwickler programmiert hat. Mit ihr kann man über Produktname, Hersteller oder Artikel-Nummer feststellen, ob das Unternehmen aus Israel stammt oder israelische Unternehmen unterstützt. Allein für Android-Handys wurde die App über eine Million Mal heruntergeladen. Dass die SWR-Moderatorin diese Boykott-App bewirbt, hat ihr nun den Vorwurf des Antisemitismus eingebracht.

Wegen Äußerungen zum Ukraine-Krieg hatte Fares bereits Probleme mit der Aktion Mensch bekommen. Die Organisation hat eine Podcast-Folge mit ihr wegen der Äußerungen aus dem Internet-Angebot genommen.

In ihrem Instagram-Account macht Helen Fares seit längerem auf die humanitäre Katastrophe im Gaza-Streifen aufmerksam. Ihre Posts werden dabei zunehmend aggressiver: „Eine weitere Katastrophe steht bevor: Der faschistische israelische Premierminister Netanyahu kündigt eine Bodenoffensive in Rafah an“, heißt es in ihrer letzten Mitteilung. Mindestens 30.000 Menschen seien im Gazstreifen nun schon ermordet worden – „darunter ca. 10.000 Kinder“.

Durch ihr aktuelles Video, das auf Instagram nicht mehr abrufbar ist, dafür aber noch bei X zu finden ist, gerät zudem der SWR in die Schusslinie . Der Grünen-Politiker Volker Beck hat laut „Bild“-Zeitung dem SWR-Intendanten und ARD-Chef Kai Gniffke geschrieben und ihm mitgeteilt, dass er eine solche „antisemitische Boykotthaltung“ nicht mit dem öffentlich-rechtlichen Auftrag vereinbar halte.

Ähnlich lautet die Kritik des CDU-Bundestagsabgeordneten Matthias Hauer. „Der #SWR sollte eher auf Moderatoren-Kompetenz setzen und weniger auf selbsternannte ,Aktivisten’“, schreibt er auf X und ergänzt: „Wie viele #Antisemitismus-Vorfälle braucht es noch, bevor im ÖRR konsequent reagiert wird? ,Kauft nicht bei Juden’ 2.0 ist NIE Aktivismus und darf es #NieWieder geben!“

Der Journalist und Autor Hasnain Kazim schreibt: „Heute vor sechs Monaten drangen Hamas-Terroristen in Israel ein, mordeten, vergewaltigten, verbrannten Menschen bei lebendigem Leib. Und einer SWR-Moderatorin fällt nichts anderes ein, als eine App zu bewerben, die im Supermarkt Marken erkennt, die mit Israel in Verbindung stehen, damit man diese Produkte boykottieren kann. Das ist ,Kauft nicht bei Juden!‘ im Jahr 2024. Wahnsinn.“

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