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Katerstimmung mit Zuckerrand. Jasmin (Luise Heyer, r.) und Freundinnen auf Ibiza.

© Leonine/dpa

Frauen-Buddy-Komödie „JGA“ im Kino: Herzschmerz und Kurkuma-Shots auf Ibiza

Torschlusspanik und Bindungsangst beim Junggesellinnenabschied: Die Freundinnenkomödie „JGA - Jasmin. Gina. Anna“ von Alireza Golafshan.

Ein Pimmelballon, eine rosa Stretchlimo, bunte Tutus und Perücken und Blinkohren auf dem Kopf: Damit ist die Grundausstattung für den rauschenden Junggesellinnenabschied, nach dem Regisseur und Drehbuchautor Alireza Golafshan seine Frauen-Buddy-Komödie „JGA – Jasmin. Gina. Anna“ benannt hat, perfekt.

Blöd nur, dass die Braut, die zu einem Wochenendtrip nach Ibiza entführt werden soll, mit Komasaufen fürs erste nichts am Hut hat, wie sie den letzten Single-Freundinnen verkündet. Nee, oder? Verrat! Jetzt ist auch die noch schwanger! Und kotzt im Club ins Cocktailglas, statt es wie sonst auf Ex zu leeren.

Ibiza, wir kommen!

Kümmertante Jasmin (Luise Heyer), Checkerin Gina (Taneshia Abt) und Dusselblondie Anna (Teresa Rizos) heucheln Glückwünsche, pflegen hin- und hergerissen zwischen Neid und Abscheu ihre Torschlusspanik und brechen dann auf. Ibiza, wir kommen!

Dort läuft die Partytruppe im Supermarkt gleich Jasmins Ex Tim in die Arme. Gespielt von Dimitrij Schaad, der nach den „Känguru-Chroniken“ nun das Beziehungskomödienfach ausprobiert. So ein Zufall: Tim und seine von Axel Stein, Trystan Pütter und Arnel Tači verkörperten Buddys feiern ebenfalls JGA. Den von Tim, was Jasmin, die sich als Braut ausgibt, schockiert. Acht Jahre trauert sie Tim schon hinterher.

Hochzeiten und Junggesellenabschiede sind bewährter Unisex-Stoff für derbe Possen, siehe „Hangover“ und „Brautalarm“.

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Ein letztes Mal bäumt sich der juvenile Freiheitsrausch auf, bevor das Korsett des bürgerlichen Lebens droht. Alkoholmissbrauch, wahlweise Torschluss- oder Beziehungspanik, Menschen, die sich bekloppt aufführen und dabei noch bekloppter aussehen. Das knallt!

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["JGA" läuft in In 17 Berliner Kinos.]

Außer in dieser fancy betitelten Komödie, die in quälend langen Dialogen in Richtung Drama laviert und jeden witzigen Esprit negiert. Von der nicht vorhandenen komödiantischen Grundausstattung wie Timing, treibender Popmusik oder visuellen Gimmicks ganz zu schweigen. Bis auf ein paar Slowmotionsequenzen fällt Golafshan nach dem fröhlichen Debüt „Die Goldfische“ (2019) diesmal nur Erzählleerlauf ein.

Auf Luise Heyer ist als Jasmin Verlass

Noch dazu garniert mit ärgerlichen Rollenklischees. Dass die verspulten Frauen sich kein Hotel leisten können, aber die verspulten Männer sich trotzdem eine dicke Villa mieten, wirkt wie eine unfreiwillige Bebilderung des Gender-Pay-Gap. Von der gestrigen Männerfixierung der von den moppeligen Herren extraschlank abstechenden Damen ganz zu schweigen.

Dass die Umtriebe letztlich dazu dienen, Jasmin von ihrer Unglücksliebe zum Beziehungscrasher Tim zu heilen, ihr mangelndes Selbstbewusstsein zu reparieren und die fast am Kurkuma-Ecstasy zerbrochene Frauenfreundschaft zu beschwören, ist eh klar. Nur muss man dafür so verzopfte Bilder reproduzieren?

Bloß gut, dass die so verwundbar wirkende Luise Heyer der Figur Jasmin ihr vom unentschiedenen, wehleidigen Mittdreißiger-Elend verknautschtes Gesicht leiht. Inklusive Knoblauchsoße, die ihr beim Dönermampfen aus den Mundwinkeln suppt.

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