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Auch die Schauspielerin Catherine Deneuve hat den offenen Brief an Präsident Macron unterschrieben.

© dpa/Gregor Fischer

Frankreichs Kulturszene: Film- und Musikstars appellieren an Macron

Alle wurden in den Rettungsplänen bedacht, nur die Künstler nicht: Frankreichs Kulturschaffende artikulieren ihrem Unmut in einem Brief an den Präsidenten.

Ob Avignon, Cannes oder die großen Musikfestivals: Auch in Frankreich wurden alle großen Sommerfestivals wegen der Corona-Pandemie abgesagt. Bis mindestens September dürfen solche Großveranstaltungen nicht mehr stattfinden. Wann die Theater wieder eröffnen, steht ebenfalls in den Sternen, und wie überall in Europa wurden die Dreharbeiten zu Filmen vorerst gestoppt. Frankreichs allzeit gefeierte Kulturwelt steckt in der Krise. Schauspielerinnen und Schauspieler, Musikerinnen und Musiker sind monatelang arbeitslos, ebenso all die Crew- und Teammitglieder, von der Ausstattung über die Bühnenarbeiter bis zur Tontechnik.

Nun wurden für so gut wie alle Industriezweige in Frankreich milliardenschwere Rettungspakete aufgelegt, und die Angestellten erhalten großzügiges Kurzarbeitergeld. Doch für die Freiberufler wie die Künstler ist bislang wenig dabei - in Deutschland ist die Lage für Kulturschaffende in diesem Punkt vergleichbar. Darauf haben Leinwand-, Bühnen und Musikstars nun mit einem offenen Brief an Emmanuel Macron reagiert, der in der Tageszeitung „Le Monde“ veröffentlicht wurde.

„Herr Präsident, machen Sie dieses Vergessen der Kunst und Kultur wieder wett“, heißt es in dem Pamphlet. Zu den prominenten Unterzeichnern gehören die Leinwanddiven Catherine Deneuve, Isabelle Adjani, Marion Cotillard und Juliette Binoche, ihre Kollegen Jean Dujardin und Omar Sy sowie die Singersongwriter Benjamin Biolay und Patrick Bruel. 230 bekannte Namen finden sich insgesamt unter dem Schreiben.

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Gemeinsam verlangen sie von Macron und von Kulturminister Franck Riester schnelle Antworten auf die drängenden Probleme. „Die Kultur in Frankreich wird für lange Zeit am Boden liegen“, befürchten die Stars und fordern einen „präzisen Plan für den Kultursektor".

Alle seien in den Rettungsplänen bedacht worden, nur die Kunst und Kultur nicht. Dabei arbeiten 1,3 Millionen Menschen in diesem Sektor. Auch für die zahlreichen Theater müsse ein  Rettungspaket geschnürt werden.

Der arbeitsrechtliche Status der Künstler in Frankreich ist eigentlich gut

Frankreichs Künstler haben eine starke Lobby in der Kulturnation, gewöhnlich sind sie gut abgesichert. Ob Schauspieler, Musiker oder andere Kreative: Die Kulturschaffenden haben einen arbeitsrechtlichen Status, der sich Intermittent du Spectacle nennt, Zeitarbeiter im Kulturbereich. Wer es schafft, im Jahr auf 507 Stunden Arbeit zu kommen, das sind bei einer 35 Stunden-Woche rund 14 Wochen pro Saison, erhält für den Rest des Jahres anteilig Arbeitslosenunterstützung vom Staat.

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Viele Kulturschaffende zählten wie immer auf die Sommerfestivals, um auf ihre Stunden zu kommen. Damit wird es dieses Jahr nun aber nichts. Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner des Briefes fordern deshalb, das Recht der Intermittents auf Arbeitslosengeld für ein Jahr über den Zeitpunkt hinaus zu verlängern, bis zu dem sie nicht arbeiten können.

Die Kulturwelt macht schon seit Tagen mobil, auch dies lässt sich ähnlich in Deutschland beobachten. Im Internet zirkulieren zwei weitere französische Petitionen mit ähnlichen Anliegen, die sich an Macron wenden, sie heißen „Kultur in Gefahr“ und „Schwarzes Jahr 2020“. Die beiden Manifeste kommen gemeinsam bereits auf knapp 250.000 Unterzeichner.

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