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Weiße Weite. Die Halle des Ehrengasts Norwegen auf der Frankfurter Buchmesse.

© imago images/Peter Hartenfelser

Frankfurter Buchmesse 2019: Immer schön cool

Warten auf den Weihnachtsmann: Die Buchmesse in Frankfurt verzichtet aufs übliche Krisengerede.

Ob die Zukunft des Lesens wirklich und endgültig eine virtuelle, digitale sein wird? So wie sie sich der Schweizer Kein & Aber Verlag mit seinem leuchtenden White Cube als Messestand vorstellt? Am Eingang hängen überall Buchattrappen, die Bücher des Verlags, und innen werden die Bücher dann mittels bunter Bilder und Videoclips vorgestellt, als Teil eines interaktiv animierten Gesamtkunstwerks.

Auch im Pavillon des Gastlandes dieser Frankfurter Buchmesse, Norwegen, hat man den Eindruck, dass die Bücher nicht unbedingt im Mittelpunkt stehen. Wie nebenher aufgereiht wirken die über 250 ins Deutsche übersetzten norwegischen Bücher aller Fachrichtungen unter den vielen skulpturalen Stahlkonstruktionen, den riesigen, die Wände begrenzenden Spiegeln und den noch riesigeren vier Schwarz-weiß-Fotos norwegischer Baum- und Waldlandschaften.

Von der Magie des Buches ist hier nicht viel zu spüren, auch nicht der oft beschworenen Magie des Nordens, hier geht es unterkühlt, streng und sachlich zu. Vielleicht ist das der richtige Umgang mit der Zukunft des Lesens, des Buches, der Literatur: cool bleiben, Ruhe bewahren.

So ähnlich ist die Stimmung auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse gewesen: kein großes Krisengerede, dafür mehr Handke-Gerede; ein sich abzeichnendes zufriedenstellendes Branchenjahr hier, dort immerhin eine Rückkehr von 300 000 Buchkäufern, nachdem vor zwei Jahren die Verluste von gleich sechs Millionen Menschen, die mit Büchern nichts anfangen können, zu beklagen waren.

Die 2,5 Prozent Umsatzerhöhung insgesamt und die fast zehn Prozent bei den Sachbüchern, die Börsenvereinsvorsteher Heinrich Riethmüller am Anfang der Messe verkündet hatte, sind die meistzitierten Zahlen dieser Tage gewesen, Zahlen, die Hoffnung machen, aber genauer angeschaut werden wollen. Zumal das entscheidende Quartal eines jeden Jahres noch aussteht, das vierte, das mit dem so wichtigen Weihnachtsgeschäft, das für knapp 40 Prozent des Gesamtumsatzes der Branche sorgt.

Oetinger erhöht die Preise

Der bisherige Umsatzzuwachs basiert allein auf höheren Preisen, die Nachfrage ist nur minimal gestiegen, was gerade dem Buchhandel weiterhin Sorgen bereitet. Ein Zeichen hat in diesem Zusammenhang die auf Kinder- und Jugendbücher spezialisierte Verlagsgruppe Oetinger gesetzt, die die Preise ihrer Bücher erhöht hat, um damit „neue Maßstäbe bezüglich einer wirtschaftlicheren Preispolitik für die Gesamtbranche“ zu setzen.

So soll zum Beispiel der im Mai nächsten Jahres erscheinende vierte Band von Suzanne Collins’ Bestsellerreihe „Die Tribute von Panem“ 26 Euro kosten; die Neuausgabe der ersten drei Teile steigt von 18, 95 Euro pro Band auf 24 Euro. Ob es einen Sinn hat, mit Preiserhöhungen gegen den Leserschwund anzugehen?

Ein Manifest gegen den Zerfall der Gesellschaft

Vielleicht helfen auch noch mehr Preise, die auf dieser Buchmesse zahlreich vergeben wurden, allerdings ohne die Aufmerksamkeit zu erlangen, wie sie der Deutsche Buchpreis auf sich zieht. Der britische Ökonom Paul Collier hat mit „Sozialer Kapitalismus. Mein Manifest gegen den Zerfall unserer Gesellschaft“ den Preis für das beste Wirtschaftsbuch des Jahres gewonnen.

Der deutsche Jugendliteraturpreis wurde in mehreren Kategorien vergeben, der Preis für das beste Jugendbuch ging an den australischen Lyriker Steven Herrick und seinen Roman „Ich weiß, heute Nacht werde ich träumen“. Bei den Buchblog-Awards gab es ebenfalls diverse Preise, den Preis für den besten Buchblog erhielt Nicole Seifert für ihren Blog „Nacht & Tag“.

Und dann wurde schließlich am Freitagabend auch der von Kulturstaatsministerin Monika Grütters ins Leben gerufene Deutsche Verlagspreis erstmals vergeben, dotiert mit über einer Million Euro. Die drei mit jeweils 60 000 Euro dotierten Hauptpreise gingen an den Kochbuch-Verlag Hädecke, den Kookbooks Verlag und den Verlag Spector Books.

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