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Der Kunstsammler und Unternehmer François Pinault (links) mit seinem Sohn François-Henri Pinault, der mittlerweile seine Geschäfte führt.

© AFP

François Pinault zum 80.: Supermann der Kunst

Kunstsammler, Museumsbetreiber, Unternehmer, Milliardär: François Pinault feiert an diesem Sonntag seinen 80. Geburtstag.

Er hat mit Holz und Möbeln begonnen, inzwischen gehören François Pinault Luxusmarken wie Gucci oder Yves Saint Laurent, ein Auktionshaus, Puma, ein Theater – und fast der gesamte Palazzo Grassi in Venedig. Nicht zu vergessen die Kunst des Multi-Milliardärs, die sich am Canal Grande im Palast und in der Punta della Dogana versammelt. Pinault kauft Kunst seit den siebziger Jahren und, wie bei seinen Modehäusern, extrem standesbewusst: Neben teuren Gemälden der klassischen Moderne umfasst seine Sammlung zentrale Werke von Jeff Koons, Damien Hirst, Andy Warhol, Mike Kelley oder Cindy Sherman.

Seit Jahren konkurriert Pinault mit Bernard Arnault um den Kunst-Supermann-Titel

An die 4000 Bilder und Skulpturen sollen inzwischen in seinem Besitz sein, Pinault gilt als einer der größten Privatsammler überhaupt. Obwohl der gebürtige Bretone vieles ausstellt und Arbeiten gern verleiht – wie für die Schau „Dancing with myself“ im Essener Museum Folkwang, die im Oktober eröffnet –, gibt es keine Informationen über den genauen Umfang seiner Kollektion, die immer noch wächst. Viel gesprochen wird dagegen von seiner Leidenschaft: Gern wird kolportiert, sie werde vor allem vom ewigen Konkurrenzkampf mit Bernard Arnault befeuert, dem anderen schwerreichen französischen Sammler. Immer wieder findet sich deren Vita nebeneinandergestellt, ein lebenslanges Duell. Man kann das absurd finden, denn der Kreis der Großsammler ist klein, nur da wird man zum Supermann der Kunst.

Die alte Bourse du Commerce in Paris: Pinault wird nach zwei Museen in Venedig auch das Börsengebäude in einen Ort für seine Kunstsammlung umbauen.
Die alte Bourse du Commerce in Paris: Pinault wird nach zwei Museen in Venedig auch das Börsengebäude in einen Ort für seine Kunstsammlung umbauen.

© dpa

Dennoch lässt sich die These nicht einfach ignorieren. Gerade erst hat sich Pinault noch ein weiteres Museum gegönnt: Im Frühjahr wurde bekannt, dass seine Kunst in die Pariser Bourse de Commerce ziehen wird, eine spektakuläre Architektur des späten 19. Jahrhunderts zwischen Louvre und Centre Pompidou. Die Stadt hat sie ihm in Erbpacht überlassen, die dort bislang ansässige Handelskammer zieht in ein anderes Gebäude um. Damit ist Pinault endlich im Herzen von Paris angelangt.

Der Unternehmer, der die Geschäfte seit Längerem von seinem Sohn François-Henri Pinault führen lässt, hat dies schon einmal versucht. Um die Jahrtausendwende scheiterte ein Museumsbau auf der Seine-Insel Ile Seguin am Protest von Bürgerinitiativen. Pinault entschied sich für Venedig – während Arnault als Vorstandsvorsitzender von Louis Vuitton Moët Hennessy 2014 die Fondation Louis Vuitton im Bois de Boulogne eröffnete. Ein Monument von Frank Gehry. Pinault zieht den japanischen Architekten Tadao Ando vor, der schon in Venedig für ihn tätig war. Gemeinsam mit einem jungen Architekturbüro und unter den Augen des Denkmalschutzes wird der nun Pinaults drittes Haus umbauen.

Bald hat François Pinault auch ein Museum mitten in Paris

Die Eröffnung ist für Ende 2018 geplant, nach welchen Kriterien an den drei Standorten in Paris und Venedig sortiert wird, darüber schweigt der gebürtige Bretone. Bloß bei den Kosten für die jüngste Zweigstelle spricht er von bis zu 100 Millionen Euro. Und davon, dass aus der Börse ein Gebäude werden soll, „über das man auch im nächsten Jahrhundert sprechen wird“. In solchen Momenten ahnt man, dass tatsächlich Allmachtsfantasien im Spiel sind. Pinault, der an diesem Sonntag seinen 80. Geburtstag feiert, möchte sich in die Geschichte einschreiben. Seine Kunst ist ihm das liebste Mittel dafür.

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