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Kultur: For you, guys

Mick & Co: die Show alias Pressekonferenz

Da sind sie also leibhaftig. Die das Heroin und den Krebs besiegt haben, die zusammen schon über ein Vierteljahrtausend Alten, die Unsterblichen, die Götter. Und sie sehen erstmal wunderbar irdisch aus.

Unter dem Jubel der seit anderthalb Stunden ausharrenden Journalisten betreten sie den überfüllten Pressesaal, vier Stones auf ein paar Armlängen nah, begleitet von ihrem Regisseur: Martin Scorsese. Fünf gesetzte Herren, ordentlich hingesetzt für eine kurze Ewigkeit. Von links: Ronnie Wood (schweigt und schaut mit Rabenblick in die Runde). Mick Jagger (super gelauntes Alligatorlächeln, gibt den good guy). Dann Scorsese und, als bad guy, Keith Richards (wildzerknittertes Chamäleon, gekleidet wie ein Tramp, obenauf Knautschhut mit Designer-Einschussloch). Und der ganz alte Hase Charlie Watts (helles Sakko über hellblauem Hemd, müder Änderungsschneiderblick kurz vor Feierabend).

Gesprochen wird natürlich auch, aber unter Rockmusikern sind Wörter, selbst bei derlei historischen Ereignissen, die schönste Nebensache der Welt. Wie war's for you guys, euch auf der Leinwand zu sehen? „Charlie!“, ruft Mick den Antworter auf, und Charlie, der schon im Film die Kamera kühl ignoriert hatte, sagt: „Ich hab's gehasst.“ Drauf Keith: „Na, so lange es ordentlich Geld bringt ...“ und Mick lachend: Next! Next!

Nächste Fragen gibt es immer, und letzte natürlich auch. Oder vorletzte: Zum Beispiel:Wie nützlich ist dieser Film for you guys, will ein Journalist aus Dänemark wissen oder aus Österreich oder dem nördlichen Amerika. Mick: „Können wir immerhin das Mittagessen von bezahlen“ (obwohl, die Originalfassung tönt natürlich knackiger: It pays for lunch). Oder Martin Scorsese alias Marty, hochtourig wie immer, auf eine wirklich letzte Frage, wie lautete sie noch gleich? „Die Show fängt an, und in zwei Sekunden ist alles vorbei.“

In einer knappen halben Stunde, um genau zu sein – die Show dieses Auftritts vor ein paar hundert Presseleuten und drei Dutzend Kameras from all over the world. Vielleicht auch besser so: Denn unmerklich fangen sie an, Leute wie wir zu werden, die Leute da vorn, Leute, die dieselbe Luft atmen wie wir, Leute, die auch gerade wieder eine halbe Stunde älter geworden sind. Dabei sind Götter seit der Steinzeit doch ewig, also uralt. Nur altern sie nicht. Jan Schulz-Ojala

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