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"Das Cabinet des Dr. Caligari" gilt als Meilenstein der Filmgeschichte. Links Werner Krauß in der Titelrolle, daneben Conradt Veit und Lil Dagover.

© Murnau-Stiftung

Filmgeschichte: "Caligari"-Film ist fast wie neu

Der Stummfilmklassiker "Das Cabinet des Dr. Caligari" wurde digital restauriert. Erstmals konnte dabei auf das Kamera-Negativ von 1919 zurückgegriffen werden. Premiere der restaurierten Fassung ist auf der Berlinale.

Der Film „Das Cabinet des Dr. Caligari“ verzeichnet bekanntlich einige Morde und Mordversuche, bevorzugte Tatwaffe: ein Messer. Auch in der restaurierten Fassung, die nach dem neuesten Stand digitaler Technik erfolgte und am 9. Februar Berlinale-Premiere in der Philharmonie feiert, müssen nicht mehr Menschen dran glauben. Anders als vor vier Jahren bei „Metropolis“, als ganze Szenen wiedergefunden und in den Film eingefügt worden waren, ist Robert Wienes „Caligari“ im Prozess der Restaurierung kaum länger geworden. Das Ergebnis, das in Ausschnitten am Montag in der Hauptstadtrepräsentanz des Bertelsmann-Konzerns, Hauptsponsor der Restaurierung, vorgestellt wurde, ist dennoch überaus gelungen und übertrifft frühere Restaurierungen. Kratzer und Schmutzschlieren sind verschwunden, ruckelnde Bilder wurden zu fließenden Szenen, und die zuvor oft harten Kontraste, die etwa manches mimische Detail in kaum konturierte Flächen verschwimmen ließen, sind gemildert, ja teils gänzlich behoben.

Fast zwei Jahre hat Restauratorin Anke Wilkening von der Murnau-Stiftung, Inhaberin der Filmrechte, an dem Film gearbeitet. Anders als bei auf alte Vorführkopien angewiesenen Restaurierungen konnte sie auf das alte Kamera-Negativ zurückgreifen, von dem schon die ersten Verleihkopien des 1919 gedrehten expressionistischen Films gezogen worden waren. Es gehörte seit 1935 zum Bestand des Reichsfilmarchivs, wurde mit anderen Materialien 1945 nach Moskau gebracht und 1972 ans DDR-Filmarchiv gegeben. Seit 1990 lagert es im Bundesfilmarchiv – in erstaunlich gutem Zustand. Weiter griff man auf frühe Verleihkopien aus dem Ausland zurück, ergänzte so Fehlstellen, konnte auch die wahrscheinlichste Einfärbung rekonstruieren, bearbeitete digital Bild für Bild.

Die Erstaufführung des restaurierten Films wird von dem Jazz-Musiker John Zorn, teils in Improvisationen, an der Orgel im Großen Saal der Philharmonie begleitet. Am 12. Februar wird sie auf Arte ausgestrahlt.

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