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Ephemere Installation des Antarctic Village, von den Künstler:innen Lucy und Jorge Orta, Nord-, Südost- und Westdörfer auf der Antarktischen Halbinsel von März bis April 2007.

© Thierry Bal

Europa im Tempelhofer Flughafen: „Diversity United“-Ausstellung mit 90 Künstler:innnen

Es wird eine Ausstellung der Superlative: Die Bonner Kulturstiftung plant mit mehr als 400 Kunstobjekten auf 8000 Quadratmetern.

Anselm Kiefers Winterreise ist schon aufgebaut. Eine Installation, die einem Bühnenbild ähnelt, einer theatralen Landschaft in düsteren Farben, mit einem spartanischen Bett im Zentrum. Es erinnert an ein Lazarett und passt in die riesigen Hangars des Tempelhofer Flughafens, die schon so viel erlebt haben: Luftbrücke, Geflüchtetenunterkunft, Impfzentrum.

Das ist allerdings nebenan. Die Hangars zwei und drei sind bis auf Kiefers Arbeit ziemlich leer. Bis zum 4. Mai muss noch einiges passieren. Dann soll „Diversity United“ eröffnen, eine Ausstellung der Superlative, konzipiert von der Bonner Stiftung für Kunst und Kultur.

90 Künstler:innen aus 34 Ländern werden mehr als 400 Objekte präsentieren und einen Einblick in das „künstlerische Gesicht Europas“ bieten, sagt Walter Smerling, der Vorsitzende des Bonner Stiftungsvereins und Sprecher des Kuratoriums. Die Eröffnungsrede soll der Bundespräsident halten.

Viele Künstler:innen sind bekannt, etwa Monica Bonvicini, Olafur Eliasson oder Gerhard Richter, aber es sind auch aufstrebende vertreten. Einige haben eigens für die Ausstellung neue Arbeiten angefertigt, andere zeigen bestehende.

„Wir sind uns schon im Klaren darüber, dass es ein bisschen gewagt ist, Sie vor leeren Wänden zu empfangen“, sagt Smerling während einer Pressekonferenz. Doch er und sein Team wollen „ein Zeichen dafür setzen, dass es weitergeht“, etwas Hoffnung versprühen, sozusagen. „Bisher konnten wir davon ausgehen, dass wir auf diesen 8000 Quadratmetern 400 Menschen pro Stunde gleichzeitig hier haben dürfen.“

Ausgewählt wurden vor allem Werke mit politischer Botschaft

„Diversity United“ wird vorwiegend privat finanziert. Unter den Sponsoren sind die Lars-Windhorst-Foundation, der Autobauer Daimler und das Modelabel New-Yorker. Das Auswärtige Amt wird als Unterstützer aufgeführt, ebenso wie der Petersburger Dialog. Die Ausstellung soll auch noch in Moskau und Paris gezeigt werden und möglichst viele Menschen ins Gespräch bringen.

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Vielleicht wurden gerade deswegen Werke mit besonders offensichtlicher- und politischer Botschaft ausgewählt. Am Eingang können Besucher:innen einen speziellen „Kunst-Ausweis“ erwerben. Er soll aussehen wie ein Europäischer Reisepass und wohl auf Staatsbürgerschaft aufmerksam machen. Außerdem werden nahe der Tür die berühmten Igluzelte von Lucy und Jorge Orta stehen, deren Planen mit den Flaggen verschiedener Nationen behangen sind.

Kurz dahinter soll eine Installation von Kris Martin gezeigt werden: Die Silhouette eines Bootes in Form eines Spiegels. Sechs Meter lang und über zwei Meter hoch, ohne Mast, Segel oder Steuerbord. Besucher:innen entscheiden selbst, ob sie sich oder das Schiff ansehen. Es wird wohl eine spannende Ausstellung, auch eine streitbare.

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